Der Wasserstand des Neusiedler Sees sorgt im Burgenland bedingt durch die anhaltende Trockenheit für Kopfzerbrechen. 115,30 Meter über Adria (müA) war am Mittwochnachmittag der mittlere Pegelstand laut Wasserportal des Hydrografischen Dienstes und lag damit unter dem seit 1965 im Mai gemessenen Tiefstwert. Die Trockenheit bewirkt, dass wieder über eine Wasserzufuhr für den See nachgedacht wird.

"Eigentlich sollten wir jetzt in dieser Jahreszeit einen Höchststand haben", so Hofrat Josef Wagner von Amt der Burgenländischen Landesregierung im Gespräch mit der APA. Stattdessen zeigt die rote Linie, die den Verlauf des Pegelstandes nachzeichnet, seit Wochen nahezu nur bergab. Im schlimmsten Fall könne es mit dem Wasserspiegel im Oktober, wenn die tiefsten Werte erreicht werden, ziemlich nach unten gehen. Für die Schifffahrt und ebenso für die Segelboote - wäre das natürlich eine "klare Beeinträchtigung".

Im Vorjahr war man beim Wasserstand zunächst von einem höheren Niveau ausgegangen. Dann habe es im Mai starke Niederschläge gegeben, die zu einer Entspannung der Situation geführt hätten, schilderte Wagner. Später sei der Wasserstand wieder abgesackt, weil der Sommer und der Herbst relativ trocken gewesen seien. Heuer sei man schon von einem niedrigeren Niveau gestartet. "Wenn es nicht regnet, kommt man den absoluten Tiefstständen wieder näher." 1965, mit Inbetriebnahme der Wehranlage am Einserkanal, habe man den Wasserspiegel angehoben. Mittlerweile gehe es jedoch wieder tendenziell nach unten. "Von 1965 bis jetzt hatten wir mehr oder weniger eine halbwegs ausgeglichene Bilanz, natürlich mit Trockenperioden", erläuterte Wagner. Heuer müsste es zunächst eine Weile regnen, um überhaupt einen Normalwasserstand zu erreichen.

Seitens des Fachbereichs Wasserwirtschaft werden derzeit alle Informationen zur aktuellen Situation sowie bisher erarbeitete Materialien, darunter auch Studien, gesammelt. Dabei sollen auch bereits bestehende Untersuchungen über eine Wasserzufuhr für den Neusiedler See herangezogen werden. Ein Lösungsansatz bei einer Wasserzufuhr wäre im Gebiet zwischen Donau und Raab zu finden, erläuterte Wagner. Man benötige dabei einen entsprechenden Vorfluter. Hier wäre die Donau oder die Mosoni-Duna (ein Donau-Altarm, Anm.), die bessere Option, weil auch die Raab - speziell im Sommer - sehr wenig Wasser führe. Zudem müssten viele Wasserrechte auf ungarischer Seite berücksichtigt werden, gab der Gruppenleiter im Amt der Landesregierung zu bedenken.

Die Kosten eines solchen Vorhabens ließen sich aktuell nicht beziffern. Dies sei davon abhängig, ob und welche Lösung letztlich zum Tragen komme und welche technischen Maßnahmen gesetzt werden müssten. "Seit 2015 ist kein Wasser mehr über den Einserkanal abgeleitet worden. Das heißt, wir haben eine extreme Trockenperiode derzeit", stellte Wagner fest. Man hoffe natürlich, dass sich die Lage wieder verbessere. Eine mögliche Wasserzufuhr aus dem Bereich der Donau wurde schon Anfang der 2000er-Jahre, vor der Segel-WM am Neusiedler See, diskutiert und wurde damals kritisch beurteilt. Befürchtet wurde, dass man damit den Chemismus des Sees ändere. Zugeführt würde eher kalkhältiges Wasser, dies könne zu einer Auswaschung des Salzes aus dem See führen, hieß es.

Auswirkungen auf den Chemismus des Sees seien daher zu prüfen. Schon in früheren Zeiten sei der Neusiedler See mit Hochwasser aus dem Gebiet zwischen Donau und Raab dotiert worden. Der Neusiedler See ist in seiner Geschichte auch schon ausgetrocknet - das bisher letzte Mal 1867. "Da war er fünf Jahre trocken", sagte Wagner. Wie es nun weitergehen solle, sei Sache der Politik, wobei auch bilaterale Fragen zum Tragen kommen könnten. Und bei einer innerösterreichischen Lösung müsse man mit Niederösterreich reden. Aus dem Büro von Landesrat Heinrich Dorner (SPÖ) hieß es zur APA, man sei dabei, Pläne in verschiedenste Richtungen zu entwickeln. Nachdem man die Ergebnisse beraten habe, sollen entsprechende Vorschläge präsentiert werden.