Aufgrund unserer demografischen Situation ist der Handlungsbedarf im Bereich der Langzeitpflege evident“, betonte am Montag Sozialministerin Brigitte Zarfl bei einer Studienpräsentation in Wien. Gleich zwei umfangreiche Untersuchungen hatte das Ministerium in Auftrag gegeben – eine zur zukünftigen Finanzierung von Langzeitpflege, eine zum künftigen Bedarf an Pflegepersonal. Die Ergebnisse sollen eine weitere Grundlage für die Vorbereitung weiterer Maßnahmen auf Ebene des Bundes und der Länder darstellen.

Die Studie des Instituts für Höhere Studien untersuchte die Pflegefinanzierung im europäischen Ländervergleich. Dafür wurden die Modelle von Dänemark, Deutschland, Frankreich, den Niederlanden, Schweden und Spanien dem österreichischen gegenübergestellt. Dabei habe sich gezeigt, dass die österreichische Regelung der Mittelaufbringung mittels Steuerfinanzierung ohne Zweckbindung durchaus im internationalen Trend liege, erklärte IHS-Chef Martin Kocher. Die Studie kommt zum Ergebnis, dass eine Finanzierung ohne Einbindung der Sozialversicherung bei einem Wohlfahrtsstaatsmodell eher unüblich ist.

Verstärkt Initiativen setzen

Neben der Frage der Finanzierbarkeit – Österreich gibt derzeit bis zu 1,9 Prozent des Bruttoinlandsprodukts für Pflege aus – wird sich mittel- bis langfristig auch das Problem eines steigenden Bedarfs an Betreuungspersonal ergeben. Eine Studie der „Gesundheit Österreich“ geht bis 2030 von einem zusätzlichen Bedarf von 75.700 Kräften aus, erläuterte Studienautor Herwig Ostermann. „Wir müssen hier verstärkt Initiativen setzen, um Menschen für diese Berufe, die mit viel Verantwortung einhergehen, zu gewinnen“, so die Ministerin.

Reaktionen folgten

Zahlreiche Reaktionen folgten auf die Studienpräsentation. Die Wirtschaftskammer sprach von einer „dringend nötigen Reform“ in Hinblick auf den bevorstehenden Mangel an Pflegekräften. Es brauche eine höhere Durchlässigkeit bei den Pflegeberufen, die attraktiver gemacht werden müssten. Die Gewerkschaft vida erklärte, dass „kein Weg an einer Personalaufstockung um mindestens 20 Prozent vorbeiführt“. Hilfswerk und Arbeiterkammer forderten „rasches Handeln“.

Die Neos betonten, das Sozialministerium müsse aufgrund der Studien „schleunigst mit den Vorbereitungen für die Pflegereform beginnen“. SPÖ-Sozialsprecher Josef Muchitsch sah das SPÖ-Pflegemodell durch die Studien bestätigt.