In etwas mehr als einer Woche, am 1. Juni, startet in Wien das größte Event der europäischen LGBTIQ-Community - also der homo-, bi-, trans- und intersexuellen Personen: die EuroPride. Bis 16. Juni stehen rund 50 Veranstaltungen auf dem Programm - vom Lifeball über das EuroPride Village am Rathausplatz bis hin zur Regenbogenparade. Es werden bis zu einer Million Besucher erwartet.

Die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren: "Nervös sind wir immer. Die Stimmung ist euphorisch. Wenn Menschen für Menschenrechte, Liebe, Akzeptanz auftreten, ist das immer unglaublich positiv begleitet. Wir freuen uns unglaublich", sagte Organisatorin Katharina Kacerovsky am Donnerstag bei einer Pressekonferenz. Die EuroPride findet jedes Jahr in einem anderen europäischen Land statt. Nach Stockholm und Göteborg ist heuer Wien an der Reihe - zum zweiten Mal nach 2001. Die Veranstaltung wird von der Homosexuellen Initiative (HOSI) über eine eigens gegründete Tochterfirma organisiert.

50 Veranstaltungen

Auf dem Programm stehen rund 50 Veranstaltungen. Frei nach dem Motto "together & proud" gibt es größere Events wie einen Fünf-Kilometer-Lauf auf der Ringstraße oder die EuroPride-Konferenz, die sich LGBTIQ-Themen widmet. Im EuroPride-Village am Rathausplatz und im EuroPride-Park im Sigmund-Freud-Park gibt es Gastro-Angebote und Live-Performances.

Ein weiterer Auszug aus dem Programm: Im Rahmen der "Wedding Day Party" können sich Paare im Luxus-Hotel Le Meridien das Ja-Wort geben. Im Kunsthistorischen Museum werden spezielle Führungen geboten, beim "Beach Day" in der Strandbar Herrmann Cocktails und DJ-Musik, beim "Pool Day" im Schönbrunner Bad Schwimmspaß und Beachvolleyball. Auch der Life Ball am 8. Juni ist Teil des Pride-Spektakels. Zusätzlich bieten zahlreiche Museen ein spezielles Programm.

Bunte Vielfalt

Die bunte Vielfalt der EuroPride-Events soll auf eines hinweisen, "nämlich, dass LGBTIQ-Menschen nicht kategorisierbar sind. Es gibt viele Vorurteile, es gibt viele Bilder, die man von LGBTIQ-Menschen hat - abgesehen davon, dass meistens nur von Lesben und Schwulen gesprochen wird und die andere Gruppierungen ausgelassen werden. Aber diese Menschen sind genau wie alle anderen nicht kategorisierbar", mahnte Kacerovsky.

Höhepunkt ist die Regenbogenparade am 15. Juni, wo eine Rekordteilnehmerzahl erwartet wird. Mit "Stand heute, Donnerstag", sind laut HOSI-Obmann Moritz Yvon 108 Beiträge angemeldet. Das seien 50 Prozent mehr als im Vorjahr. Aus diesem Grund würden bis zu 500.000 Menschen bei der Parade erwartet. Start ist um 12.00 Uhr beim Burgtheater, dann setzt sich der Zug in Bewegung - auch dieses Mal wieder gegen die Fahrtrichtung über den Ring. Für die Abschlusskundgebung sind Statements von Bundespräsident Alexander Van der Bellen, EU-Justizkommissarin Vera Jourova, Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) und Song-Contest-Siegerin Conchita Wurst angekündigt.

Conchita Wurst alias Tom Neuwirth nahm auch an der heutigen Pressekonferenz teil. Im Anschluss hob er auch die für ihn persönlich wichtigste politische Forderung hervor: "Es gibt natürlich viele einzelne Punkte, die bearbeitet gehören. Über dem steht aber für mich immer das Menschenrecht, die Würde vor Menschen. Und da mache ich keinen Unterschied, woran jemand glaubt, wie er ausschaut, woher er kommt, welche politische Gesinnung er hat. Das ist mir vollkommen wurscht. Aber wir müssen voreinander Respekt haben. Das ist das Um und Auf. Wir können anderer Meinung sein, das ist in Ordnung. Aber es geht einfach nicht, dass Menschenwürde und Menschenrecht verletzt werden. Das ist das, was ich mir wünschen würde, dass alle Menschen emotional verstehen."

Der grünen Vize-Bürgermeisterin Maria Vassilakou fehlt ein Teilnehmer bei der Abschlusskundgebung - Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP): "Es spricht der Präsident, es spricht der Bürgermeister, es spricht die Kommissarin." Mehr noch würde sie sich wünschen, dass Kurz verkündet, dass der "gesetzlich verankerte Diskriminierungsschutz auch für Lesben, Schwule, Trans in Österreich endlich kommt". Sie fügte hinzu: "Denn nach wie vor ist es in Österreich möglich, dass ein lesbisches Paar aus einem Kaffeehaus rausgeworfen wird, wenn es sich mit einem Kuss begrüßt. Nach wie vor ist es möglich, einem schwulen Paar einen Mietvertrag für eine Wohnung zu verweigern."

Antidiskriminierungsstadtrat Jürgen Czernohorszky (SPÖ) freut sich jedenfalls schon auf die EuroPride und sieht es als Auszeichnung, dass diese in Wien stattfindet: "Es ist so viel mehr als ein Event. Es ist eine Manifestation, es ist ein Spektakel, es ist eine Großkundgebung, es ist eine Mutmacherin." Ihm ist wichtig, dass die Stadt Wien folgende Botschaft an die Menschen aussendet: "Egal, wie du bist. Egal, wen du liebst. Wien liebt dich."