Mit 15 lebensgroßen Schweine-Attrappen hat die Umweltschutzorganisation Greenpeace beim Ministerrat am Mittwoch gegen gentechnisch verändertes Futtermittel für Schweine der AMA protestiert. Immer noch würden bis zu 90 Prozent der jährlich rund 2,5 Millionen Schweine mit gentechnisch verändertem Soja aus Übersee gefüttert, kritisierte die NGO in einer Aussendung.

Die Umweltschutzorganisation forderte von Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP), das AMA-Gütezeichen gentechnikfrei zu machen. Schließlich lehne auch die Bevölkerung Gentechnik im Essen ab, argumentierte die NGO. Ein entsprechender parlamentarischer Antrag der SPÖ werde am Donnerstag im Landwirtschaftsausschuss des Nationalrats diskutiert. Eine im Jänner veröffentlichte Greenpeace-Umfrage habe ergeben, dass vier von fünf Österreichern keine tierischen Produkte wie etwa Fleisch kaufen würden, wenn die Tiere im Vorfeld mit gentechnisch verändertem Futter gemästet wurden.

Nicht ausgeschildert

"Die Konsumentinnen und Konsumenten wissen leider nicht, wenn das Schwein gentechnisch verändertes Futtermittel bekommen hat. Auf der Verpackung steht das nämlich nirgends", so Greenpeace-Landwirtschaftsexperte Sebastian Theissing-Matei. Die österreichische Milchwirtschaft und die österreichischen Eierproduzenten füttern bereits seit 2010 komplett ohne Gentechnik, merkte die NGO an. Die heimischen Hühnerfleischproduzenten seit dem Jahr 2012. "Um die Futtermittel für unsere Schweine in Brasilien oder Argentinien anbauen zu können, werden oft auch wertvolle Wälder zerstört. Dabei wäre schon jetzt ausreichend gentechnikfreies Futter aus Europa für unsere Schweine verfügbar", meinte Theissing-Matei.

Klare Kennzeichnung gefordert

Dass es auch ohne Gentechnik gehe, beweisen andere Branchen, kommentierte die SPÖ in einer Aussendung und fordert eine klare Kennzeichnung. "Die Konsumentinnen und Konsumenten sollen wissen, was sie kaufen und was drin ist", meinte Konsumentenschutzsprecher Markus Vogl.

Thomas Waitz, EU-Abgeordneter der Grünen, schloss sich der Kritik am Mittwoch an: "Die KonsumentInnen haben ein Recht darauf, sicher sein können, dass ein staatliches Gütesiegel nur für Fleisch vergeben wird, das ohne Gentechnik und ohne die Zerstörung des Regenwaldes hergestellt wurde", hieß es in einer Aussendung. Derzeit sei das AMA-Schweinefleisch in dieser Hinsicht eine "Mogelpackung". Es sollte selbstverständlich sein, dass Fleisch, das mit einem staatlichen Gütesiegel ausgezeichnet werde, auch den Qualitätskriterien entspreche, "derer sich die heimische Landwirtschaft rühmt".

Marketingzwecke

Jetzt-Klubobmann Wolfgang Zinggl prangerte an, dass "gesetzlich nicht geregelte Biosiegel oft nur Marketingzwecken dienen, um den Anschein eines guten und qualitativ hochwertigen Produktes zu erwecken". Gefordert werde ein einheitliches und vertrauenswürdiges Qualitätssiegel, das Informationssicherheit schaffe. "Der Verzicht auf billige, genmanipulierte Futtermittel für die Tiere" sei dabei eine Mindestanforderung. Gentechnisch veränderte Lebensmittel oder deren Zutaten müssten zwar gekennzeichnet sein, für Fleisch und andere Tierprodukte, die mit genetisch veränderten Futtermitteln gefüttert wurden, gebe es allerdings noch immer keine Kennzeichnungspflicht.

Der Verband Österreichischer Schweinebauern wünscht sich hingegen eine Diskussion über finanzielle Abgeltungen für Mehrleistungen durch heimische Schweinebauern. Der Einsatz von gentechnikfreien Futtermitteln sei für die heimischen Betriebe derzeit aus Kostengründen nicht flächendeckend umsetzbar. "Nur wenn die Menschen auch bereit sind, einen fairen Preis für ihr Schnitzel zu bezahlen, können die Bäuerinnen und Bauern im Land Zukunftsprojekte starten", betonte Verbandsobmann Walter Lederhilger.