Nach dem Leichenfund in Wiener Neustadt hat die Staatsanwaltschaft am Freitag ein Gutachten zur Altersbestimmung des Verdächtigen in Auftrag gegeben. Der Sachverständige soll "klären, ob der Verdächtige Erwachsener oder junger Erwachsener ist", sagte Sprecher Erich Habitzl. Verteidiger Andreas Reichenbach meinte zur APA, sein Mandant und dessen Bruder "sind offenbar wirklich Zwillinge".

Der Beschuldigte, der vergangenen Sonntag eine 16-Jährige in Wiener Neustadt erwürgt und in einem Park mit Blättern und Ästen bedeckt haben soll, ist laut eigener Aussage 19 Jahre alt. Er hat angegeben, am 1. August 1999 geboren zu sein - ebenso wie sein Bruder, der nach einer Verurteilung in der Justizanstalt Wiener Neustadt in Haft sitzt.

Körperliche Untersuchung

Die Anklagebehörde hat am Freitag eine körperliche Untersuchung in Auftrag gegeben. Dabei sollen mittels Röntgen, Computertomographie (CT) oder Magnetresonanztomographie (MRT) Hinweise auf den Wachstumsfortschritt erlangt werden. Bis zu einem Ergebnis werde es mehrere Wochen dauern, sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft. Im Fall einer Anklageerhebung wirkt sich das Alter auf den Strafrahmen aus: Jungen Erwachsenen (18 bis 21 Jahre) drohen bis zu 15 Jahre Haft. Für Erwachsene ist im Fall einer Verurteilung eine Freiheitsstrafe von zehn bis zu zwanzig Jahren oder lebenslang vorgesehen.

Im Februar soll eine Tatrekonstruktion stattfinden, kündigte Reichenbach an. Von seinem Mandanten gebe es weiterhin "keine Aussage" und "kein gültiges Geständnis". Der Syrer und die 16-Jährige waren laut Zeugen gemeinsam in einem Lokal in der Innenstadt gewesen und sollen den Ermittlungen zufolge in zwei verschiedenen Taxis vom Hauptplatz weggefahren sein. Die Polizei bat am Freitag weiterhin um Hinweise zur Ausforschung der beiden Chauffeure. Fotos des Verdächtigen und des Opfers waren dazu am Donnerstag veröffentlicht worden.

Mutter fordert härtere Gesetze

In Interviews mit "Kurier" und "Heute" sprach sich die 41-jährige Mutter des Opfers für härtere Gesetze aus und berichtete davon, der Verdächtige habe ihre Tochter "schleichend umerziehen" wollen. Er habe der Jugendlichen verbieten wollen, dass sie kurze Hosen anzieht und ihr den Kontakt zu ihren Freunden untersagt. Ihre Tochter habe sich dagegen gewehrt. "Er hat sie zum Schluss regelrecht als Besitz angesehen", sagte die 41-Jährige. Der Syrer habe ihre Tochter immer wieder kontaktiert und gestalkt.

Als die 16-Jährige vergangenen Sonntag vom Fortgehen nicht nach Hause gekommen sei, habe sie den jungen Mann angerufen und gefragt, wo ihre Tochter sei. "Er hat mir gesagt, dass er in Wien ist und von nichts weiß. Das Telefonat war aber so komisch, deshalb bin ich sofort zur Polizei und wir haben danach begonnen, meine Tochter zu suchen", wurde die Frau zitiert. Die Leiche der 16-Jährigen wurde am Sonntagvormittag im Anton-Wodica-Park entdeckt.