Weil sie die angeblich untreue Frau des Sohnes eingesperrt bzw. gemeinsam mit dem gehörnten Ehemann den Nebenbuhler mit einem Baseballschläger und einer Stahlrute verprügelt haben sollen, haben sich am Montag drei Mitglieder einer Familie - Vater, Mutter und ein Sohn - in Wels vor Gericht verantworten müssen. Der Betrogene sitzt nicht mit auf der Anklagebank, der 32-Jährige ist flüchtig.

Die Frau des 32-Jährigen soll ein Verhältnis mit dem späteren Opfer gehabt haben. Als der Ehemann dahinterkam, soll er seinem Nebenbuhler mit dem Handy der Frau eine Nachricht geschickt und sich in ihrem Namen mit ihm verabredet haben, so die Anklage. Seine 31-jährige Frau habe er - bewacht von seiner Mutter - zu Hause eingesperrt, während er sich mit seinem Bruder und seinem Vater auf den Weg zum vereinbarten Treffpunkt gemacht habe. Dort angekommen, sollen die drei dem 52-Jährigen aufgelauert und ihn verprügelt haben.

Baseballschläger und Stahlrute

Laut Anklage seien sie mit einem Baseballschläger und einer Stahlrute auf ihr Opfer losgegangen. Im Raum steht, dass der Bruder sogar eine Pistole gehabt habe. Der Liebhaber erlitt bei der Attacke schwere Verletzungen, u.a. Rissquetschwunden und mehrere Knochenbrüche im Gesicht. Die eingesperrte Ehefrau hatte mittlerweile über WhatsApp Alarm geschlagen. Die Exekutive befreite sie aus der Wohnung.

Die Staatsanwaltschaft legt der Mutter Freiheitsentziehung und den Männern absichtlich schwere Körperverletzung sowie Verstöße gegen das Waffengesetz zur Last. Der Verteidiger sieht hingegen nur ein "Beziehungsdrama mit türkisch-migrantischem Hintergrund". Alle drei Beschuldigten sind derzeit in U-Haft. Nach dem Ehemann wird noch gefahndet.

Zeugen sind am Wort

Montagvormittag waren die Beschuldigten und Zeugen am Wort. Die Mutter bestreitet die Vorwürfe. Wie aus dem Gerichtsakt hervorgeht, soll die Schwiegertochter aber eine Audio-Aufnahme auf ihrem Handy haben, auf der die Angeklagte sinngemäß zu ihr sage: "Wenn du meine Tochter wärst, hätte ich dich schon umgebracht." Der Vater, dessen Aussagen häufig wechselten, gab sich bei seiner Einvernahme ebenfalls unschuldig. Er sei seinen Söhnen nur nachgefahren, um zu schlichten. Der 52-Jährige beschuldigte ihn aber, auch auf ihn eingeschlagen zu haben.

Mutter bereits verurteilt

Die Mutter wurde am Nachmittag zu acht Monate Haft, davon zwei unbedingt, verurteilt. Sie hatte laut Anklage ihre Schwiegertochter in der Wohnung eingesperrt, während ihr Mann und ihre beiden Söhne deren Liebhaber verprügelt haben sollen. Der Prozess gegen die Männer wurde vertagt.

Der Staatsanwalt hatte in seinem Schlussplädoyer von der "türkischen Tradition der Blutrache" gesprochen und einen Schuldspruch gefordert. Der Verteidiger hatte um ein mildes Urteil gebeten und argumentiert, die Frau sei "das kleinste Rädchen" gewesen. Das Urteil des Schöffengerichts ist nicht rechtskräftig. Die Frau hat es angenommen, der Staatsanwalt gab aber keine Erklärung ab.

Im Fall der beiden mitangeklagten Männer - Vater und Sohn - will das Gericht noch ein Gutachten in Auftrag geben. Es geht um die DNA-Spuren auf der bei der Tat offenbar verwendeten Stahlrute. Zudem soll ein Zeuge ausfindig gemacht werden, der die Tat beobachtet haben soll. Der gehörnte Ehemann saß - zumindest vorerst - nicht auf der Anklagebank. Er ist flüchtig.