Nach dem Zugunfall Dienstagfrüh auf der Mariazellerbahn nahe St. Pölten wurde am Nachmittag die Ursache bekanntgegeben. "Aufgrund von überhöhter Geschwindigkeit ist die vordere Garnitur entgleist, die hintere Garnitur ist auf die vordere aufgefahren", teilte die NÖ Verkehrsorganisationsgesellschaft (NÖVOG) mit. Den Angaben zufolge wurden drei Personen schwer und 31 leicht verletzt.

"Ob es zu der Überschreitung der in diesem Bereich zulässigen Höchstgeschwindigkeit durch technisches oder menschliches Versagen gekommen ist, ist Gegenstand der derzeitigen Untersuchungen", hieß es in der Aussendung. Mit den Bergungsarbeiten in Gerersdorf (Bezirk St. Pölten-Land) wurde am Dienstag begonnen, sie sollten auch am Mittwoch andauern. Die Strecke zwischen St. Pölten Hauptbahnhof und Hofstetten-Grünau werde voraussichtlich bis Ende der Woche gesperrt bleiben, hieß es.

Der Lokführer und die Zugbegleiterinnen wurden laut NÖ Verkehrsorganisationsgesellschaft (NÖVOG) von einem internen Kriseninterventionsteam betreut. Der Lokführer wurde den Angaben zufolge nicht verletzt, stand aber unter Schock. Eine Untersuchungskommission des Verkehrsministeriums nahm Erhebungen zur Ursache am Unfallort auf. Neben Sachverständigen waren auch Spezialisten des Landeskriminalamtes Niederösterreich eingesetzt.

Mariazellerbahn: Zug entgleist und umgekippt

Die NÖVOG hat ein Unternehmen mit der Bergung des Zuges beauftragt. Zudem müsse u.a. die Oberleitung repariert werden, die bei dem Unfall heruntergerissen wurde. Die Arbeiten sollen "schnellstmöglich" durchgeführt werden, hieß es von der NÖVOG. Wie lange die Streckensperre zwischen St. Pölten Hauptbahnhof und Hofstetten-Grünau dauern werde, konnte man nicht abschätzen. Ein Schienenersatzverkehr mit Bussen war nach wie vor in Betrieb.

Die "Himmelstreppe" war als Doppelgarnitur auf dem Weg in die Landeshauptstadt gewesen, als gegen 7.15 Uhr eine Garnitur bei Völlerndorf in der Gemeinde Gerersdorf (Bezirk St. Pölten-Land) knapp vor der Pielachbrücke entgleiste und seitlich liegen blieb. Die hintere Garnitur fuhr auf.

Drei Personen erlitten schwere und 27 leichte Blessuren. Ein Großaufgebot an Helfern stand im Einsatz, neben Rettung auch Feuerwehr und Polizei. Drei Schwerverletzte wurden in ÖAMTC-Hubschraubern in die Krankenhäuser Amstetten und St. Pölten sowie ins UKH Wien-Meidling geflogen. Die Leichtverletzten wurden in die Spitäler St. Pölten und Melk gebracht.

Der Rettungseinsatz wurde am Vormittag beendet, die rund 80 Passagiere - darunter auch Kinder und Jugendliche - wurden abtransportiert bzw. abgeholt. Wenn Betroffene noch Krisenintervention benötigen, stehe das Rote Kreuz gerne zur Verfügung, sagte Sprecherin Sonja Kellner. Passagiere des Zuges können sich dazu unter 059 144 melden.

"Wir bedauern den Unfall zutiefst und entschuldigen uns aufrichtig bei allen Fahrgästen, den Verletzten und deren Angehörigen, Familien und Freunden", sagte NÖVOG-Geschäftsführer Gerhard Stindl. Gemeinsam mit den Vertretern des Landes wünschte er den Verletzten eine rasche Genesung.

Die NÖVOG und Mitglieder der Landesregierung bedankten sich bei den Rettungskräften und Helfern. "Ein Unfall wie dieser erfordert ein perfektes Zusammenspiel der einzelnen Einsatzorganisationen. Genau das ist auch gelungen", sagten LR Ludwig Schleritzko und LHStv. Stephan Pernkopf (beide ÖVP). Der Einsatz habe "einmal mehr gezeigt, dass die Einsatzorganisationen hervorragend aufgestellt sind und binnen Minuten in großer Mannschaftsstärke an einem Unglücksort sein können", teilten LHStv. Franz Schnabl und LR Ulrike Königsberger-Ludwig (beide SPÖ) in einer Aussendung mit. Der Einsatz habe erneut die hervorragende organisationsübergreifende Zusammenarbeit unter Beweis gestellt.