An drei Hotspots hat die Wiener Polizei am Dienstagnachmittag Radfahrer ins Visier genommen. Bei den Kontrollen, die in der Zukunft noch ausgebaut werden, steht die Bewusstseinsbildung, nicht das Strafen im Mittelpunkt, versicherte Michael Takcs als Leiter der Wiener Verkehrsabteilung.

Schon im Vorjahr wurden in Wien nicht weniger als 3.200 Mannstunden dafür aufgewandt, um Radfahrer und ihre Gefährte unter die Lupe zu nehmen. Dennoch steigt die Unfallhäufigkeit (2017 rund 900 Verkehrsunfälle), die Schwere der Verletzungen und nicht zuletzt die Zahl der Toten. 2017 starb bis Ende Mai ein Radler, heuer bereits zwei, bedauerte Takacs.

Kein Kennzeichen

Auch die Disziplinlosigkeit steigt. "Aber nicht nur bei den Radlern, sondern auf allen Seiten", meinte der oberste Wiener Verkehrspolizist. Übrig bleiben dann die schwächeren Verkehrsteilnehmern, wobei den Zweiradfahrern oft das Gefahrenbewusstsein fehlt. Ein Kennzeichen für die Drahtesel wird von Takacs nicht gefordert. Dies sei eine politische Entscheidung. Zudem gebe es bei ihnen keine Erhöhung der Fahrerflucht.

Bei den Hotspots am Dienstag gab es bei vielen aufgehaltenen Pedalrittern etwas zu bemängeln, beim Schottentor vor allem an der technischen Ausstattung der Drahtesel. Beim Mountainbiker Thorsten fehlten Reflektoren, "weil die fliegen im Gelände leicht weg". Der Polizist drückte ein Auge zu und stieß bei dem Radler prompt auf Verständnis, dass kontrolliert wird. Allerdings wäre es Thorsten lieber gewesen, man hätte "präpotente Radfahrer aufgehalten", die sich an keine Regeln halten. Das wäre wichtiger, als fehlende Reflektoren.

20 Euro hatte Taylor abzuliefern, da bei ihm nicht nur Reflektoren fehlten, sondern auch das Rücklicht defekt war. "Das ist Gesetz, das ist in Ordnung", meinte der junge Mann. Auch Sandra, die erstmals kontrolliert wurde, und deren Reflektoren zwar vorhanden, aber locker waren, zeigte sich einverstanden mit den Maßnahmen. Solche Hotspots wären "ganz gut".

Ein Radfahrpolizist war angesichts soviel ungewohnter Einsicht überrascht. Seine Erfahrungen sehen ganz anders aus: Bei Vergehen ertappte Radler seien normalerweise alles andere als einsichtig, sondern zumeist recht streitlustig. Die konziliante Haltung führte er auf die anwesenden TV-Kameras zurück.

Vorerst ertappten die Beamten keine Alko- oder Drogensünder, obwohl bei den Radlern das entsprechende Unrechtsbewusstsein nicht sehr ausgeprägt ist, wie Polizeisprecher Paul Eidenberger bemerkte. Dass betrunkene Pedalritter ihren Führerschein einbüßen, stimmt übrigens nicht. Allerdings dürfen sie ab 0,5 Promille nicht mehr weiterfahren, ab 0,8 Promille zahlen sie dann auch die selbe Strafe wie andere Verkehrsteilnehmer.