EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hatte der Debatte mit ihrer Forderung nach einer Altersgrenze in den sozialen Medien zuletzt neuen Auftrieb gegeben. Eine Expertengruppe sollte demnach bis Ende des Jahres über das beste Vorgehen für Europa beraten. Es könne und müsse mehr getan werden, um Kinder im Internet besser zu schützen, sagte ein Kommissionssprecher.

Mehr als 90 Prozent aller Jugendlichen nutzen Social Media. Gleichzeitig sehen immer mehr Studien einen Zusammenhang zwischen extensiver Social Media-Nutzung bei Jugendlichen und physischen Problemen oder Lernschwierigkeiten. Viele Länder denken über ein Social Media-Verbot zwischen 14 und 16 Jahren nach: Griechenland führt nun eine App ein, um Social Media-Nutzung auf Smartphones sperren zu können. Dänemark plant ein Social Media-Verbot unter 15, Australien eines unter 16 Jahren.

Medienpädagogin Höfler in der ZiB2: „Führerschein für Social Media“:

Laut der aktuellen Ö3-Jugendstudie bezeichnen knapp 70 Prozent der Befragten TikTok & Co als Zeitfresser, von denen sie nicht loskommen. Für ein höheres und kontrolliertes Mindestalter für Social Media sprechen sich fast 90 Prozent aus. Zwar ist im Unterricht die Benutzung von Smartphones in den ersten acht Schulstufen für Schülerinnen und Schüler verboten, zusätzlich wird nun auch ein Social Media-Verbot gefordert. Aber ist ein Verbot die richtige Lösung? Oder müssen Plattformen stärker in die Verantwortung genommen werden? Oder braucht es mehr Medienkompetenz?

Höfler: „Es wäre gut, wenn wir die 14 Jahre einhalten würden“

Elke Höfler, Mediendidaktikerin an der Uni Graz, spricht sich für eine Altersgrenze aus. Sie betont allerdings, dass die aktuell bereits vorhandene Altersgrenze von 14 Jahren auch so gehandhabt wird. Die Erweiterung auf 16 wäre eine Erweiterung des Schutzraums für Jugendliche und durchaus wichtig, aber „es wäre wünschenswert, wenn wir aktuell die 14 Jahre einhalten würden“.

Höfler plädiert für die Einführung eines „Führerscheins“ für die „alternative Wirklichkeit“. Wie im Straßenverkehr gebe es auf Social Media eigene Regeln. Kinder dürften nicht unvorbereitet und unbegleitet in diese Welt gelassen werden. „Ein grundsätzliches Verbot unter 14 Jahren gibt es ja bereits, wir schaffen es aber nicht, dieses Verbot zu kontrollieren.“ Daher plädiert Höfler für eine Ausbildung. Es mache auch keinen Sinn, die Altersgrenze auf 16 hochzuheben und Jugendliche dann genauso unvorbereitet auf Social Media zu lassen.

Auch viele Erwachsene haben ein Problem, Fake News oder Filterblasen zu erkennen. Im Gegensatz zu Jugendlichen hätten Erwachsene aber oft schon „eine gefestigte Identität“. Inhalte oder falsche Vorbilder wie Tradwifes oder SkinnyToks könnten ihr Selbstbild nicht so sehr negativ beeinflussen, so Höfler.