Das Nachrichtenmagazin „profil“ berichtet in seiner aktuellen Ausgabe über einen brisanten Fall von mutmaßlicher Betriebsspionage beim teilstaatlichen Öl- und Gaskonzern OMV, dem größten und wichtigsten Infrastrukturunternehmen des Landes - und bis vor Kurzem noch Vertragspartner der russischen staatlichen Gazprom.
Dem Nachrichtenmagazin zufolge geriet der OMV-Mitarbeiter ins Visier des Staatsschutzes, weil er Treffen mit einem Diplomaten der russischen Botschaft abhielt. Dieser Diplomat soll auf Listen westlicher Geheimdienste als potenzieller Spion des russischen Inlandsgeheimdienstes FSB geführt werden. Bei einer Razzia am Wohnort des Verdächtigen wurden „Berge an klassifizierten, internen und auch sonst sensiblen Dokumenten gefunden“, die derzeit von den Behörden ausgewertet werden. Der Verdächtige soll ein eingebürgerter Osteuropäer sein und befindet sich laut „profil“ derzeit auf freiem Fuß.
Laut OMV wurde das „Arbeitsverhältnis mit dem betreffenden Mitarbeiter mit sofortiger Wirkung beendet“. Auf Anfrage der Nachrichtenagentur Reuters teilte der Konzern mit, dass die OMV vollumfänglich mit den entsprechenden Behörden kooperiere. „Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass wir aus datenschutzrechtlichen Gründen weitere Details zu individuellen Arbeitsverhältnissen nicht kommentieren können.“t (DSN) äußerte sich nicht zu den Ermittlungen.
Diplomatische Verwicklungen
Da der verdächtige Mitarbeiter von der OMV zwischenzeitlich auch an den Partner und Miteigentümer Abu Dhabi National Oil Company (ADNOC) entsandt worden war, muss noch geklärt werden, ob die sichergestellten Dokumente von der OMV oder von ADNOC stammen. Der mutmaßliche Spion habe Einblicke in beide Unternehmen gehabt und dem russischen Diplomaten bei Treffen in Wien berichtet. Unklar sei, ob der Mann allein gehandelt habe und wie lange die mutmaßliche Spionagetätigkeit angedauert habe.
Aufhebung der Immunität des Botschaftsmitarbeiters gefordert
Die Affäre hat auch diplomatische Kreise erreicht. Die Justiz hat beim Außenministerium die Aufhebung der Immunität des Botschaftsmitarbeiters beantragt. Das Außenministerium bestätigte, dass in dieser Causa ein Strafverfahren anhängig sei. Der russische Geschäftsträger wurde einbestellt und zur Einhaltung der Forderung zur Aufhebung der Immunität aufgefordert.
Es ist fraglich, ob Moskau der Forderung nachkommen wird. Sollte dies nicht geschehen, wird der Diplomat gemäß dem Wiener Übereinkommen über diplomatische Beziehungen (WÜD) voraussichtlich zur „unwillkommenen Person“ („Persona non grata“) erklärt und müsste das Land verlassen.