Am Zentralfriedhof is’ Stimmung, wia’s sei Lebtoch no net wor.“ Ein Lied von Wolfgang Ambros aus dem Jahr 1975 spricht es an: Feste des Lebens, das kann einer der größten Friedhöfe Europas feiern. Wie etwa beim Begräbnis von Schauspiellegende Otto Schenk. Bei Sonnenschein unter blauem Himmel wurde der im Alter von 94 Jahren verstorbene Wiener am Donnerstagnachmittag zur letzten Ruhe gebettet, begleitet von einem Trauerzug aus hunderten Menschen, darunter auch Prominenz wie der scheidende Vizekanzler Werner Kogler (Grüne) oder die Schauspieler Petra Morzé und Christian Spatzek.
Von Tor zwei des Zentralfriedhofs ging es los, dort wo angeblich einmal das Schild „Parken nur für Anrainer“ hing. Eine Militärkapelle begleitete den Sarg musikalisch. Dann die Trommeln. „Wien bleibt Wien“ war das erste Lied. „Otti ist jetzt bei Renée, die auch im Himmel eine gemeinsame Wohnung vorbereitet hat“, sprach Dompfarrer Toni Faber die Segnung für Schenk, der nun wieder bei seiner geliebten Frau sei, die bereits 2022 verstorben war.
Schenk erhielt selbstverständlich ein Ehrengrab. Das ist ein Stück der Kulturgeschichte Wiens und die höchste Auszeichnung, die die Stadt über den Tod hinaus zu vergeben hat. Derzeit gibt es rund tausend Ehrengräber am Zentralfriedhof. Schenk ruht ab sofort in Reichweite von Mozart, Qualtinger, Beethoven, Udo Jürgens oder Falco.
Mehr als 75 Jahre stand Otto Schenk als Schauspieler auf der Bühne, nebenbei hat er sich auch als Theater- und Opernregisseur profiliert. Von 1988 bis 1997 leitete er das renommierte Theater in der Josefstadt. Bereits am Mittwoch fand ein Gottesdienst zur Verabschiedung Schenks im Stephansdom statt. An beiden Tagen gab es von Schenks Sohn Konstantin nur einen Wunsch: „In Ottis Sinne bitte keine traditionelle Trauerkleidung.“
Die Staatsoper schickte einen Rosenblumenkranz, ebenso der Bürgermeister. Wenn Schenk schon vor mehr als 40 Jahren offiziell aus der katholischen Kirche ausgetreten war, war er doch bis zuletzt im Gespräch mit dem Salzburger Erzbischof Franz Lackner. Das Ringen um den Glauben und um Gott hat ihn nie losgelassen, sagte Faber.
Sohn Konstantin bedankte sich bei all den „lieben Wienern“ und „Freunden von Otti“, die gekommen waren, um „Abschied zu nehmen von diesem großen Menschendarsteller“. „Wir müssen ihm dafür danken“, sagte er. „Er hat uns alle durchschaut.“