Es ist schon einige Zeit her, da saßen Astrid und ich beim Abendessen. Die Kinder waren nicht im Haus, also war es wunderbar ruhig. Plötzlich ertönte unsere Hausglocke in wildem Stakkato. Ich sah aus dem Fenster im ersten Stock. Vor der Gartentür standen vier Burschen im Alter zwischen acht und 22 Jahren. „Kommen’S runter, wir müssen mit Ihna reden.“ Die Stimme des Anführers war rau. Ich ging in meinen mit Lammfell gefütterten Hauspatschen hinunter. Mein harmloses Aussehen schien seine Aggressivität zu verdoppeln.

„Oida, host du mein Voda z’sammgschlog’n?“ – „Ihren Vater kenne ich nicht“, antwortete ich wahrheitsgemäß, außerdem könne man doch so viel Menschenkenntnis erwarten, dass ich – in meinen mit Lammfell gefütterten Hauspatschen – nicht wie ein Schläger aussehe. Von Psychologie hielten die Burschen nichts. „Pass auf, Oida, wenn du unsern Voda was taun host, daun bist draun.“ Inzwischen hatte einer der vier einen etwa 60-jährigen, schwer alkoholisierten Mann herbeigeschafft. Beide bauten sich knapp vor mir auf, der 60-Jährige stark schwankend. „Is as?“ Erstmals wurde mir die Bedrohlichkeit meiner Lage bewusst: Die Unversehrtheit meiner Kiefer hing von der Aussage eines stark illuminierten, mir gänzlich Fremden ab. „Na, der woars net.“

Ich war sehr erleichtert. Den fremden Gringos schien es nicht anders zu gehen. Der Vater umarmte mich zum Abschied, und auch die eben noch furchtbar grimmigen Söhne streckten mir ihre Hände hin. „Entschuldigung, tut uns leid.“ Sie machten sich davon in kleinen, schlurfenden Schritten, als hätten sie lammfellgefütterte Hauspatschen an … Kurz darauf kamen meine Söhne nach Hause. Als ich ihnen mein kleines Abenteuer erzählte, meinte der Älteste: „Zu dumm, dass wir zu spät kommen. Endlich hätten wir einmal fetzen können. Wozu trainiere ich denn dauernd in der Kraftkammer?“ Ich war froh, dass es nicht zu einer derartigen Kraftprobe gekommen war. Aber irgendwie war ich stolz, dass auch ich Söhne habe, die ihren Vater verteidigen. Wenn es sein muss, sogar mit den Fäusten. Also, Gringos, aufgepasst!