Der Großteil der Weihnachtsgeschenke liegt seit Ostern unter unserem Bett. Den zaghaften Protest der Kinder „Dieses Mal schenkt ihr uns aber bitte weniger“ tut ihre Mutter lässig ab: „Es sind nur Kleinigkeiten.“ Ich bewundere meine Frau, dass ihr immer noch originelle Präsente einfallen. Manches findet sie in Katalogen, die sich als Fundgrube für Dinge erweisen, von denen ich nicht wusste, dass es sie gibt. Vieles muss sie derzeit online bestellen. Sie tut es bei kleinen, regionalen Anbietern, nie beim größten.

Ich habe Verständnis für die Zusteller, deren Arbeitsaufwand sich in den letzten Jahren um ein Vielfaches erhöht hat. Ich sehe ein, dass sie den sieben Meter langen Fahnenmast, ein Geschenk meines Schwiegervaters, nicht noch einmal mitgenommen, sondern kommentarlos in der Einfahrt unserer freundlichen Nachbarn abgelegt haben. Ich sah nur noch den Auspuff ihres Transportautos, nachdem ich nach einem Sprint aus dem Keller um Sekunden zu spät an der Gartentür war.

Viele der munteren Boten scheinen unter einem solchen Zeitdruck zu stehen, dass sie unseren Klingelknopf nicht drücken wollen oder nicht finden und unverrichteter Dinge davonbrausen, ohne eine Nachricht zu hinterlegen. Unlängst rief mich der Betreiber der nahe gelegenen Tankstelle an, bei ihm lägen schon seit zwei Wochen zwei Pakete auf meinen Namen. Es waren ein Heizstrahler und eine Wurmkiste, das Namenstagsgeschenk für unseren Sohn Klemens. Vor ein paar Tagen bekam ich ein Mail, dass in 45 Minuten ein Paketbote eintreffen werde. Ich schaltete den Heizstrahler ein und wartete auf der Bank vor dem Haus. Aber niemand kam. Anderntags entdeckte meine Frau einen Karton im Garten. Es waren die im August bestellten elf Quadratmeter Kunstrasen für Jakobs Balkon.

Seitdem streife ich täglich ums Haus auf der Suche nach weiteren Weihnachtsgaben. Zwei steirisch-grüne Barhocker müssten längst da sein. Einen Tag will ich noch zuwarten, dann fahre ich zur Tankstelle.