„Vollbracht“. Mit diesem Betreff, der einen leisen Seufzer der Erleichterung verströmte, erreichte uns gestern der 135 Seiten starke Bericht einer umfassenden Studie der Medien-Fachhochschule Graz. Ein Jahr lang hatte ein Team aus Lehrenden und Studierenden unter der Leitung des Politikwissenschafters Heinz Wassermann die Berichterstattung der „Kleinen Zeitung“ zur Pandemie untersucht. Die Chefredaktion selbst war es, die die Fremdprüfung in Auftrag gegeben hatte.
 
Wir wollten das Publizierte, von Maßnahmenkritikern mit teils schroffer Skepsis und Vorhalten rezipiert, durch eine unabhängige Instanz von außen auf den Prüfstand stellen. Es ging uns nicht um die Lust an wohlfeiler Selbstbezichtigung und auch nicht um ein nachträgliches Zertifikat für das Bemühen um Faktentreue, Differenzierung und Ausgewogenheit, sondern es ging uns darum, aus den Ergebnissen der Untersuchung Lehren und Erkenntnisse für künftige ähnliche existentielle Ausnahmekrisen abzuleiten. Die Pandemie war nicht nur für die Demokratie eine „Zumutung“, wie Angela Merkel seinerzeit feststellte, sondern auch für uns Medien. Es fehlten vor allem in der Wucht der Anfangsphase die Maßstäbe für die Kernaufgabe, die analytische Einordnung.
 
Folgende Fragestellungen lagen der Untersuchung zugrunde: Wie verhielt sich die Zeitung zu den Lockdowns, wie affirmativ oder regierungskritisch war ihre Rolle als Transporteur und Übersetzer der Maßnahmen, änderte sich diese mit Fortdauer der Krise, wie viel Raum erhielten Gegenstimmen, Demos und alternative Strategien, wie vielstimmig war der Diskurs und wie positionierte sich die Zeitung zur umstrittenen Impfpflicht und letztlich zu deren Beerdigung? Zwei Kolleginnen, die an der Berichterstattung nicht mitgewirkt hatten, Vilja Schiretz und Veronika Höflehner, haben die Studie in Empfang genommen und werden die Inhalte und Ergebnisse gemeinsam journalistisch aufbereiten. Ihr Dossier soll noch im Juni den Leserinnen und Lesern in der Zeitung präsentiert werden, als vertrauensbildendes Zeichen von Transparenz in eigener Sache.
 
Herzlich, Ihr
 
 
Hubert Patterer