"Bist du deppert?" Ja, meint Show- und Musik-Manager HerbertFechter, diese Frage habe man ihm mehrmals gestellt, als er vor mehr als 25 Jahren die Absicht kundtat, mit einer Original-Shaolin-Show auf Tournee zu gehen. "Was willst denn mit einem Großmeister, der über 70 ist? Und mit Kindern, die noch nicht genug Kondition haben?“, sei die Zusatzfrage gewesen. Fechters Antwort: "Mir ist nicht Kondition wichtig, sondern Emotion!"

Er behielt Recht. Mit diesen Shows hat er, von Österreich aus, die Welt erobert. Die Bilanz: In 25 Jahren bereiste man fünf Kontinente, es gab 5000 Vorstellungen mit fünf Millionen Besuchern.

Für die Jubiläumstournee (ab 14. Februar 2020) lud Fechter nun einen „Freund und Helfer“ ins Wiener Shaolin Wushu Center, nämlich den nun 67jährigen Hollywoodianer Steven Seagal: 58 Filme als Schauspieler, 63 als Produzent, einer als Regisseur. Aber vor allem: bewährter Martial Arts Kämpfer, und als solcher hat er den höchsten Grad, den siebenten Dan, erreicht und damit auch den Titel eines Shihans (Lehrmeister), der im Aikikai nur ehrenhalber vergeben wird. Der Meister arbeitet am Konzept der Jubiläumsshow mit und unterstützt Herbert Fechter auch bei der P.R.

Acht Nominierungen und ein Sieg beim Anti-Oscar

Im Wiener Shaolin Center beantwortete Seagal nun diverse Fragen zu seiner Person. Etwa: Seine drei Staatsbürgerschaften (USA, Russland, Serbien): „Ja, das geht wirklich. Niemand hatte bis jetzt Einwände. Eines meiner großen Ziele ist, das Verhältnis zwischen den USA, Europa und Russland wieder gerade zu biegen. Seine Herkunft: "Mein Vater war russischer Mongole, und ich bin sehr stolz auf meine Abstammung".

Die Diskrepanz zwischen einem Akteur, der in seinen Filmen Menschen killt, und der friedlichen Lehre des Buddhismus: "Ganz einfach: Movies sind Movies, und das wirkliche Leben ist das wirkliche Leben". Training: „Derzeit rund eine Stunde täglich, doch manchmal sind es auch nur fünf Minuten, denn ich sitze oft im Fluzeug. Früher jedoch gab es Tage, wo ich jeden Tag zwischen sieben und 14 Stunden trainierte“.

Acht Nominierungen und ein Sieg beim Anti-Oscar (für die schlechtesten Leistungen), der Goldenen Himbeere: „Hat mich nie interessiert, denn ich habe die wahre Natur Hollywood längst durchschaut. Ich lebe in einem anderen Universum als diese Leute, und wie die Goldene Himbeere ausschaut, weiß ich gar nicht“.

Seine heimliche Liebe: "Das ist die Musik. Ich habe ja bereits mehrere Alben aufgenommen, und ich würde gerne auch als Sänger auf Tournee gehen. Herbert Fechter möchte mir helfen". Jener hatte den Star im feinen Hotel Imperial eingecheckt und ihn zum Essen ins Do & Co eingeladen: Vegetarisch mit Fisch, Gemüsesäfte, kein Alkohol.

Mit am Tisch: Seagals vierte Ehefrau Erdenetuya, genannt Elle, eine Mongolin, und der gemeinsame zehnjährige Sohn. Sein siebentes Kind. Aber er möchte zehn. Sagt er.