Sie werde eine sexy Märchenprinzessin, kündigt Schlagersängerin Andrea Berg an. Auch eine Punk-Amazone in Corsage oder barfüßiger Hippie. Während die 53-Jährige in einer Lagerhalle noch im Jogginganzug die Show zu ihrer Mosaik-Tour vorbereitet, gerät sie ins Schwärmen. "Du kannst es ja sowieso nicht jedem recht machen. Deswegen habe ich mir dieses Mal geschworen, ich baue meine Traumwelten."

Auf knappe Outfits und Miniröcke, für die Berg bekannt ist, will sie nicht verzichten. "Das, was bei dir Hammer ist, das unterstreiche" - so habe früher schließlich eine der Grundregeln ihrer Modelausbildung gelautet: "Mit Make-up kann man viel kaschieren. Aber Beine länger machen, das kann man ja heute noch nicht. Und deswegen spiele ich auch gerne mal damit und setze sie auch total gerne ein. Sie sind immer noch perfekt."

Vor anstehenden Touren trainiere sie dafür aber noch härter als ohnehin: Täglich eine Stunde Crosstrainer oder Joggen, dazu Krafttraining. "Sechs Wochen vor der Show gibt's auch keine Nudeln mehr, da gibt's auch keine Pizza mehr, da gibt es keine Maultaschen, keine Spätzle, keine weißen Brötchen, gar nichts."

Am 29. November fällt der Startschuss in Stuttgart, dann folgen bis Ende März Auftritte in 30 Städten. In Österreich ist Berg das erste Mal am 13. Februar in der Salzburgarena zu erleben, tags darauf in der Grazer Stadthalle und am 15. Februar dann in der Wiener Stadthalle. Die Linzer TipsArena beendet am 16. Februar den Österreich-Teil der Tour.

Fotografieren beim Probenbesuch ist noch verboten, nur einige Bilder teilte Berg selbst mit ihren Fans auf der Online-Plattform Instagram. "Da wird man noch neugieriger", schrieb ein Fan dazu. Die Show, benannt nach dem aktuellen Album, hat sie erarbeitet mit Rene Baumann, der in den 90ern als DJ BoBo bekannt wurde. "Heute habe ich ein paar Mal aufgehört zu singen, weil ich mich einfach umgedreht habe, um zu schauen, wie sieht es aus." Dabei seien ihr die Tränen gekommen. "Weil ich dann denke, das ist echt schön, so hast du es dir vorgestellt", sagt Berg.

Auch beim Gespräch während der Probenpause kommen der Schlagersängerin die Tränen, als sie über den Song "Geh deinen Weg" spricht - geschrieben für die 21-jährige Tochter. "Wir haben gemeinsam den Kilimandscharo besucht", erzählt Berg vom Urlaub 2018: "Du gehst mit deinem Kind nach Afrika. Du siehst Elefanten, du siehst Giraffen, siehst Nashörner" - aber die Tochter sei am fasziniertesten von einer Eule gewesen. "Das fand ich so toll." So sei das Tier zum Symbol geworden. "Wir haben auch das Video dazu gedreht, was wir auch in der Show spielen, wo eine Eule auf meiner Hand sitzt und dann auf einmal wegfliegt." Berg habe auch die Tochter loslassen müssen, damit die fliegen könne.

Ihre Inspirationsquellen

Inspiration für die Lieder, zu denen sie die Texte selbst schreibt, nimmt Berg aus dem Leben, wie sie erzählt. Dabei spart sie auch düstere Seiten nicht aus: Verlassenwerden, Verlust und Trauer. "Ich wurde schon sehr früh mit diesen ganzen Themen konfrontiert, insbesondere auch durch die Hospizarbeit." Die frühere Krankenschwester habe begriffen, dass "wir alle am seidenen Faden hängen. Egal, wie viel Geld jemand hat oder wie schön er ist."

Andrea Berg ist aber überzeugt: "Alles im Leben ist für etwas gut." Vor rund 20 Jahren machte sie aus Herzschmerz einen ihrer größten Hits: "Damals bin ich gerade mit meinem Papa unterwegs gewesen. Kurz vorher wurde ich ein wenig "verarscht" von jemandem - wie das eben im Leben auch einmal vorkommt." Die beiden hielten an einer Tankstelle, wie Berg weiter erzählt: "Der Papa steigt aus, geht zahlen und auf einmal denke ich: "Du hast mich tausendmal belogen, du hast mich tausendmal verletzt. Ich bin mit dir so hoch geflogen, doch der Himmel war besetzt."" Als der Vater zurückkam, habe sie gesagt: "Ich hab's!"

Anfang der 90er startete Andrea Berg im Schlager, heute bringt sie unter dem eigenen Label Bergrecords Musik heraus. Sie zählt zu den kommerziell erfolgreichsten Sängerinnen des Genres. Die Kraft für das Leben im Rampenlicht, auch wenn sie die Auftritte genießt, zieht Berg aus ihrem Privatleben: "Rauskommen vor 15.000 Leuten, singen und danach alleine in ein Hotelzimmer gehen, um am nächsten Tag dann irgendwo in einer anderen Stadt wieder aus der Torte zu springen" - ohne einen anderen Lebensinhalt hätte sie die Energie dazu wohl nicht.

Die Zeit in Aspach, wo sie und Ehemann Ulrich Ferber ein Hotel betreiben, bewahre sie vor einem "schwarzen Loch". Dort beginne ein normaler Tag für beide meist um 7 Uhr, "wir nehmen unsere drei Hunde mit, laufen ein Stück, gehen dann zusammen zum Frühstück. Und dann sprechen wir, was jeder heute so vorhat, lesen die Zeitung und dann gehen wir auseinander und treffen uns erst am späten Abend wieder." Wenn Berg nicht mit Tour-Vorbereitungen oder einem neuen Album beschäftigt ist, kümmert sie sich ums Hotel. "Dann komme ich auch schon mal mit dem Rostbraten an den Tisch. Und dann sag' ich: "Guten Appetit, lasst's euch schmecken." Und manchmal fällt dann jemandem, der das zum ersten Mal so erlebt, das Besteck aus der Hand."