In New York begann am Montag der Prozess gegen den Rapper Sean Combs, auch bekannt als Puff Daddy oder Diddy. Die Anklage wirft ihm schwere Sexualverbrechen und Missbrauch vor. Seine Verteidigung bestreitet die Vorwürfe des Sexhandels, räumt aber häusliche Gewalt ein. Combs, der seit September in Haft ist, plädierte auf nicht schuldig. Der Prozess, der etwa acht Wochen dauern soll, könnte mit einer lebenslangen Freiheitsstrafe enden.

Am zweiten Prozesstag berichtete seine ehemalige Freundin von schockierenden Details. „Er hat mir auf den Kopf geschlagen, mich umgeworfen, gezerrt, mich getreten und er ist mir auf den Kopf gestiegen, wenn ich am schon Boden lag“, sagte Cassie Ventura vor Gericht in New York über ihre Beziehung zu dem heute 55-jährigen US-Rapper. Immer wieder habe sie blaue Flecken am ganzen Körper sowie andere Wunden gehabt.

FILE - Cassie Ventura, left, and Sean
Cassie Ventura und Sean Combs 2015 © AP/Charles Sykes

Ventura zentrale Zeugin für mutmaßliche Sexualverbrechen

Die ehemalige Freundin des weltweit bekannten Musikers und Grammy-Gewinners ist eine der wichtigsten Zeuginnen in dem Prozess. Die Staatsanwaltschaft wirft Combs, der seit Mitte September in U-Haft sitzt, Sexhandel, organisierte Kriminalität und andere Vergehen vor.

Darunter sind auch schwere Gewaltakte gegen Ventura, die Combs außerdem zum Sex mit männlichen Prostituierten gezwungen haben soll, um sie dabei zu filmen und mit dem Material zu erpressen. Ein Video, das Schläge und Tritte von Combs gegen Ventura in einem Hotel zeigt, war zunächst vom TV-Sender CNN veröffentlicht worden und hatte für Empörung gesorgt.

Die Sängerin mit dem Bühnennamen „Cassie“ beschrieb am Dienstag auch, wie sie immer wieder im Auftrag Combs sexuelle Handlungen ausführen sollte. Dabei sei es darum gegangen, dass sie mit anderen Männern vor den Augen des Musikers Sex haben sollte. Die heute 38-Jährige trat US-Medien zufolge mit deutlich sichtbarem Babybauch in den Zeugenstand. Ihr Ehemann befand sich ebenfalls im Gerichtssaal.

Anklage: Combs sah sich als König

Combs soll Frauen mehrmals tagelang unter Drogen gesetzt und sie zum Sex gezwungen haben. Er habe sich selbst als König bezeichnet „und erwartet, auch so behandelt zu werden“, sagte die Anklage bei den Eröffnungsplädoyers am Montag in New York.

Zu den Gewaltakten gegen Combs‘ Ex-Freundin in einem Hotel wurde am Montag auch der erste Zeuge des Prozesses, ein Sicherheitsmann, befragt. Berichten zufolge beschrieb dieser offensichtliche Merkmale von Gewalteinwirkung bei der Frau und beschrieb Combs‘ Blick als „teuflisch“.

Neben der Anklage der New Yorker Staatsanwaltschaft gibt es auch noch zahlreiche Zivilklagen gegen den Rapper. Unter anderem vertritt eine Anwaltskanzlei im texanischen Houston eigenen Angaben zufolge rund 120 Menschen mit Vorwürfen gegen Combs.

Puff Daddy war ein Phänomen der 90er

Combs‘ Verteidigung räumte in ihrem Auftaktplädoyer ein, dass der Grammy-Gewinner zwar häusliche Gewalt gegen Frauen ausgeübt habe, die Vorwürfe des Sexhandels aber nicht zuträfen. Anwalt Teny Geragos sagte, Combs sei eine Person mit großen charakterlichen Schwächen – doch er sei kein Menschenhändler und habe auch niemanden zum Sex gezwungen. Seine Anwälte argumentierten im Vorfeld unter anderem, dass Combs einen „Swinger-Lifestyle“ gelebt habe und möglicherweise etwa durch Drogen nicht komplett zurechnungsfähig gewesen sein könnte.

Combs (“I‘ll Be Missing You“) wurde in den 90er Jahren weltberühmt und half unter seinen Pseudonymen Puff Daddy oder Diddy dabei, Rap zu einem internationalen Phänomen zu machen.

Hinweis: Dieser Artikel wurde mit den Informationen vom zweiten Prozesstag aktualisiert.