"Angefangen hat alles mit Mamas selbstgemachten Häkelbikinis." Zeitlose Stücke für alle Generationen – das Mutter-Tochter-Projekt "arkitaip" will alle Altersgruppen abholen. Hochwertige Kleidungsstücke aus nachhaltigem Leinen produziert das österreichische Duo bestehend aus Mutter Michi Wieser und Tochter Lea Wieser seit 2018. "Für das Material haben wir uns entschieden, weil es eine bei uns heimische Pflanze mit viel Geschichte ist", sagt Lea Wieser. "Außerdem ist Flachs eine sehr anspruchslose Pflanze, die kaum Dünger braucht und mit wenig Regenwasser auskommt." Als "Kaktus der Textilindustrie" bezeichnet die junge Unternehmerin die Pflanze.

Ausschließlich Leinen aus Österreich, Belgien, Italien und Tschechien verwendet das Mutter-Tochter-Paar für seine Stücke. Gegen Baumwolle haben sich die beiden bewusst entschieden. "Es fasziniert mich, dass es das Textil schon seit dem alten Ägypten gibt", so Lea Wieser. "Zudem sehe ich die Schönheit des Stoffes darin, dass er nicht perfekt ist. Er knittert leicht und genau das macht ihn meiner Meinung nach besonders." Die Verarbeitung der Flachspflanze ist schwierig und aufwendig, ein Grund, warum der Stoff in der nachhaltigen Textilbranche selten verwendet wird, weiß Wieser. "Das finde ich eigentlich traurig, da der Stoff so viele tolle Eigenschaften hat."

Lea Wieser bezeichnet Leinen liebevoll als den "Kaktus der Textilindustrie"
Lea Wieser bezeichnet Leinen liebevoll als den "Kaktus der Textilindustrie" © petrabarz - Fotolia

Gut für die Haut

Durch seine antibakteriellen Eigenschaften ist Leinen nicht nur gut für die Haut, sondern ist zudem temperaturregulierend. "Viele Menschen glauben, Leinen sei ein Sommerstoff, doch man kann Leinenstücke auch gut im Winter tragen, wenn sie dicker gewebt sind." Das Leinen, das Lea und Michi Wieser für "arkitaip" verwenden, ist mit dem EU-Zertifikat "Masters of Linen" versehen, was bedeutet, dass das Leinen zu 100 Prozent von der Ernte über die Faser bis hin zum fertigen Gewebe in Europa hergestellt wurde.

Lea Wieser will Menschen bestärken, Kleidung auf Jahre zu kaufen. "Deshalb ist es immer unser Ziel, zeitlos in Farbe und Schnitt zu sein und transsaisonale Stücke herzustellen, die auch nach Jahren am Puls der Zeit sind, unsere 'arkitaip essentials'." Sich selbst treu zu bleiben und nicht verbiegen zu lassen, sieht Wieser als essenzielle Basis einer Brand. "Natürlich darf man sich von Trends inspirieren lassen, aber sie müssen zum Kern der eigenen Vision passen."

Inklusivität als Herausforderung für kleine Brands

"Wo und wie oft ziehe ich das an?" – eine Frage, die für Lea Wieser darüber entscheidet, ob es ein Design in die Kollektion schafft. "Erst, wenn ich mehrere Anlässe finde, segne ich die Stücke ab."

"Arkitaip" setzt auf zeitlose Stücke, die lange getragen werden können
"Arkitaip" setzt auf zeitlose Stücke, die lange getragen werden können © Laurenz Vavrovsky

Als Herausforderung beschreibt die Unternehmerin die Zusammenführung von Nachhaltigkeit und Diversität in einem kleinen Unternehmen. "Frauen sollen sich in Marken wiederfinden und wir versuchen bereits jetzt, Inklusivität in unserer Arbeit umzusetzen, doch vor allem als junge, kleine Modemarke fehlt es oft an finanziellen und wirtschaftlichen Ressourcen, die große Modehäuser viel leichter aufbringen können." Wiesers Zukunftsvision sei, irgendwann Inklusivität ohne Abstriche schaffen zu können, das Unternehmen arbeitet schon jetzt mit Models unterschiedlicher Altersgruppen, Ethnizität und Größen.

Zwei Generationen, eine Vision

Ein weiteres Steckenpferd des Familienunternehmens: Nachhaltige Deko- und Haushaltsartikel. "Dieser Bereich steckt allgemein noch in den Kinderschuhen, eine logische Konsequenz dessen, dass Fast Homeware schnell und günstig produziert wird und zugegebenermaßen auch sehr gut aussieht", sagt die junge Unternehmerin. Während Nachhaltigkeit in der Modewelt inzwischen sehr gängig ist, ist sie in der Homeware-Branche noch nicht ganz angekommen. Wieser sehe deshalb Potenzial, das Bewusstsein auch in dieser Hinsicht zu stärken. "Vor allem seit der Pandemie, in der alle angefangen haben, ihr Zuhause zu verschönern."

Während sich Tochter Lea Wieser größtenteils um die Leinenkollektionen kümmert, ist Mama Michi für die Häkelkollektionen zuständig. "Sie macht alles selber, das ist unglaublich", schwärmt Lea Wieser. Die Stärke des Duos liege in den unterschiedlichen Perspektiven, findet sie. "Wenn zwei Generationen eine Marke mitgestalten, bekommt man das Beste aus allen Welten."