Ding-Dong. Dong-Ding. Dong. Von unten schickt die Magna mater Austriae, die „Große Mutter Österreichs“, wie die kleine Marienstatue in der Basilika Mariazell genannt wird, ihren Mittagsgruß. Gutturales Glockengebimmel. Heroben wirbelt Gevatter Winter einem die Schneeflocken um die Ohren.

Die Niederschläge der letzten Tage haben die Berglandschaft rundum in einen alpinen Postkartenwintermantel gehüllt. Er lässt alles noch ein bisschen imposanter erscheinen: Die Bergketten gegenüber vom Hochschwab über den Ötscher bis zum Hochkar und Annaberg wirken hochalpiner, als es ihre Gipfelhöhen hergeben. Die kalt-klare Luft macht das Mittagsgeläute noch lauter.

Und selbst der sanften Kuppe der Mariazeller Bürgeralpe würde man an Tagen wie diesen ein paar Stockwerke mehr zutrauen, als es die Schautafel erzählt. 1267 Meter steht dort. Vom höchsten Punkt sind rote, blaue und schwarze Linien auf die angedeuteten Bergflanken gemalt: die Skipisten.

Im „Rücken“ des obersteirischen Wallfahrtsorts Mariazell wächst die Bürgeralpe in den Himmel
Im „Rücken“ des obersteirischen Wallfahrtsorts Mariazell wächst die Bürgeralpe in den Himmel © Fred Lindmoser - fred@lifepictu

14 Kilometer weiße Bänder schlängeln sich insgesamt Richtung Tal. Das reicht für einen abwechslungsreichen Skitag mit der ganzen Familie. Denn „schwarz“ heißt hier wirklich steil, „blau“ unten beim Einstieg in Sankt Sebastian wirklich anfängeroptimiert. Die „Zuckerwiese“ ist ein Eldorado für die kleinsten Pistenflitzer. Dazu kommen eine 1,8 Kilometer lange beleuchtete Rodelbahn runter nach Mariazell, ausgedehnte Winterwanderwege samt Drei-Seen-Blick und Erzherzog-Johann-Aussichtswarte und 20 Kilometer Tourenskirouten.

Wem das immer noch zu wenig Bewegungskulisse ist, der könnte in einem Nicht-Corona-Winter seinen Skitag gegenüber, auf der Gemeindealpe, fortsetzen. Die lockt mit dem steilsten Skihang der Ostalpen.

Obwohl zwischen den Skibergen die steirisch-niederösterreichische Landesgrenze verläuft, wird eng zusammengearbeitet. Beispiel: Für Pistengeher hält am Mittwoch Annaberg, am Donnerstag die Gemeindealpe, am Freitag die Bürgeralpe jeweils eine Piste bis halb neun Uhr abends offen. Ein Zugeständnis an die Moderne.

Einen Zeugen der Vergangenheit – die 1928 errichtete Pendelbahn vom Ortszentrum hinauf auf den Hausberg – hat man im drittältesten Skigebiet Österreichs vor einem Jahr durch eine moderne 8er-Gondelbahn ersetzt. Neu sind auch die winterwarmen Temperaturen. Früher galt man als Kältepol der Republik. Der Klimawandel ist in Mariazell zu Gast.

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