Die Koffer sind gepackt. Das (Vollpreis-)Ticket ist in der Tasche, der Passagier ist rechtzeitig eingecheckt, das Flugzeug startet - der Fluggast bleibt am Boden. Weil einige Sitzplätze doppelt verkauft wurden und jetzt einfach jener Kunde im Flieger sitzt, der etwas früher da war.
Gängige Methode. Das Problem nennt man Überbuchung, und es ist kein Versehen, sondern gängige Methode, wie bei den Airlines bestätigt wird. Der Grund sei wirtschaftliche Notwendigkeit, "weil die Passagiere den Komfort der Umbuchungsmöglichkeit von Fluggesellschaften verlangen", wie es etwa bei AUA, Lufthansa oder British Airways heißt. Bei der Lufthansa preist man Überbuchung gar als speziellen Kundenservice an: "Ein ausgefeiltes Prognosesystem sorgt bei Lufthansa für optimale Auslastung der Flugzeuge. Zirka 570.000 Passagiere erhielten 2005 einen Sitzplatz durch Überbuchung", heißt es in einer Presseaussendung. Der Hintergrund: Rund 4,9 Millionen gebuchte Passagiere seien bei Lufthansa-Flügen nicht zur Abreise erschienen. Das entspreche 12.600 voll besetzten "Jumbos", die ohne Überbuchung leer geblieben wären. Die Zahl der so genannten "Noshows" werde mittels Computer für jeden Flug abhängig von Tages- und Jahreszeit extra errechnet.
Entschädigung. Jenen Passagieren, die mit einem bezahlten Ticket auf der Strecke bleiben, ist das freilich kein Trost. Bei der AUA sind das laut Firmen-Angaben 9,4 von 10.000 Passagieren. "Das ist eine geringe Rate, und es gibt ohnehin Entschädigung", heißt es bei der AUA und: "Ja, das nehmen wir bewusst in Kauf." Branchenkenner bezweifeln die Angaben hinter vorgehaltener Hand. "Die Zahl muss höher liegen. Im Schnitt wird jeder Flug zu einem Drittel überbucht."