Fast jeder zweite Mensch mit Bluthochdruck weltweit weiß nichts von seiner lebensgefährlichen Krankheit. Die Zahl der Betroffenen hat sich zwischen 1990 und 2019 auf knapp 1,3 Milliarden Menschen verdoppelt, berichten Forscher des Imperial College in London und der Weltgesundheitsorganisation (WHO) in der Fachzeitschrift "The Lancet". Es geht um Menschen zwischen 30 bis 79 Jahren. Eine Milliarde Betroffene lebt in Ländern mit niedrigen und mittleren Einkommen.

Aufgrund von Bluthochdruck sterben jedes Jahr 8,5 Millionen Menschen durch Herz- oder Kreislauferkrankungen oder Schlaganfall. Hoher Blutdruck steigert das Risiko von Herz-, Hirn- und Nierenproblemen und gehört zu den häufigsten Todes- und Krankheitsursachen der Welt.

In Österreich hat jeder Vierte zu hohen Blutdruck, im höheren Lebensalter ist es sogar jeder Zweite. Bei 90 Prozent aller Betroffenen ist für die Entstehung neben erblichen Faktoren vor allem ungesunder Lebensstil mit zu wenig Bewegung, ungesunder Ernährung, Übergewicht und Stress verantwortlich. Beim Rest liegen andere Erkrankungen zugrunde. Bluthochdruck bleibt häufig lange Zeit unentdeckt, weil Beschwerden entweder fehlen oder unspezifisch sind. In vielen Fällen wird die Erkrankung erst beim Auftreten von Spätfolgen erkannt.

Durch den Blutdruck wird das Blut im Körper durch die Adern befördert. Er steigt, wenn sich der Herzmuskel zum Pumpen zusammenzieht. Beim Blutdruckmessen zeigt der obere oder systolische Wert den Blutdruck beim Zusammenziehen des Herzens an, wenn der Druck in den Gefäßen am höchsten ist, der untere Wert zeigt den Druck, wenn sich das Herz entspannt. Mediziner sprechen von Bluthochdruck (Hypertonie), wenn die Werte dauerhaft über 140/90 liegen.

Lebensstiländerung

Nach Angaben der WHO gibt es gute und günstige Medikamente. Sie hat jetzt Richtlinien mit Behandlungsempfehlungen veröffentlicht. Zu einem gewissen Grad könne man den Blutdruck auch durch Änderung des Lebensstils beeinflussen, sagte Studienleiter Majid Ezzati. Mehr Gemüse und Obst, weniger Salz und mehr Bewegung seien hilfreich.

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Dass die Zahl der Betroffenen sich verdoppelt hat, ist nicht etwa auf unzureichende Diagnosen vor rund 30 Jahren zurückzuführen, wie Ezzati betont. Vielmehr habe es schon 1990 in vielen Ländern routinemäßige Blutdruckmessungen bei Gesunden und Kranken gegeben. Es seien Messungen von mehr als 100 Millionen Patienten in 184 Ländern ausgewertet worden.