Krieg in Europa, Terroranschläge, Wirtschaftskrise...: Die schlechten Nachrichten reißen nicht ab und lassen sich auch von Kindern nicht fernhalten. Sie haben längst Einzug in Spiel- und Klassenzimmer gehalten. Sollen und können Eltern darüber sprechen, ohne ihre Kinder zusätzlich zu verunsichern? ZDF-Moderatorin Sara Bildau, Mutter zweier Töchter im Alter von sechs und elf Jahren, zeigt in ihrem Buch „Mama, kommt der Krieg auch zu uns?“, dass Kinder ein Recht auf Information haben – auch auf schlechte Nachrichten. Diese Information hilft ihnen, die Welt um sie herum besser einordnen zu können.

Kindergartenkinder

In Gesprächen mit Experten geht Bildau der Frage nach, wie man Kindern unterschiedlicher Altersstufen helfen kann. So nehmen etwa Kinder im Vorschulalter beängstigende Themen oft indirekt wahr. Psychologe Malte Mienert rät daher, Themen wie Krieg in diesem Alter nicht initiativ anzusprechen, sondern nur auf Fragen zu reagieren. Dann kommt es auf interessiertes, zugewandtes Nachfragen an: „Erzähl einmal, was beschäftigt dich? Was hast du da gehört?“ Dabei sollte man das Ganze nicht größer machen, als es für die Kinder wirklich ist.

Denn bei Drei- bis Sechsjährigen sind die Ängste meist sehr konkret und persönlich: „Kann das auch uns passieren? Muss der Papa in den Krieg?“ Mienert: „Was Kindern enorm hilft: Das im Spiel verarbeiten zu können. Ich würde niemals unterdrücken, wenn sie beispielsweise Krieg spielen. Da ist Spiel die beste Form der Verarbeitung.“ Und Eltern sollten vermeiden, den Kindern ihre Gefühle abzusprechen wie: „Du musst keine Angst haben.“ Die Gefühle sind ja da und dürfen das auch sein.

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Jugendliche

Mit zunehmendem Alter wachsen auch die Fragen. Schulkinder und Jugendliche erleben den „Ernst des Lebens“ intensiver, da sie Nachrichten zu Krieg, Terroranschlägen, Umweltkatastrophen und Wirtschaftskrisen schon direkt mitbekommen. Für Jugendliche, die zunehmend eigene Meinungen und Zukunftsängste entwickeln, ist es wichtig, dass Eltern aktiv zuhören und ihnen dabei helfen, die Flut an Informationen zu ordnen. Im Gespräch mit Bildau rät Psychologin Tanja Michael: „Eltern sind auch in der Krise der wichtigste Kompass – selbst, wenn es nicht so scheint.“ Hier geht es darum, zusammen nachzuforschen, warum schlimme Ereignisse passieren, und den Jugendlichen zu zeigen, dass es neben den negativen auch positive Lösungsansätze gibt.

Medienkompetenz

Im digitalen Zeitalter, in dem Kinder über Smartphones, Fernsehen und soziale Netzwerke an Informationen gelangen, müssen Eltern und Lehrkräfte als Filter fungieren. Moderatorin Bildau: „Kinder brauchen keine ungebremste Informationsflut, sie brauchen Begleiter.“ Ein wesentlicher Aspekt ist dabei die Vermittlung von Medienkompetenz. Es geht darum, den Kindern beizubringen, zwischen glaubwürdigen und manipulativen Informationen zu unterscheiden. Die Verbreitung von Fake News stellt eine besondere Herausforderung dar. Medienexperte Thomas Feibel mahnt dazu: „Kinder müssen lernen, ein gesundes Misstrauen zu haben – nicht gegen Menschen, sondern gegen Quellen.“

Auch wenn unsere Welt von Krisen und Katastrophen erschüttert wird, dürfen Eltern den Grundoptimismus ihrer Kinder nicht unterdrücken. Es gilt, den Kindern auch immer wieder zu zeigen, dass sie selbst etwas bewirken können, sei es durch kleine Rituale, gemeinschaftliches Engagement oder den bewussten Umgang mit den Medien. Eltern dürfen ihren Kindern aber auch zeigen, dass sie selbst manchmal keine Antworten haben. „Ich muss nicht alles wissen, aber ich muss da sein“, erklärt Bildau und betont damit die Bedeutung emotionaler Stabilität und des Vertrauensverhältnisses. Nur so können Kinder lernen, mit Ängsten und Unsicherheiten umzugehen.

<strong>Buchtipp</strong> | „Mama, kommt der Krieg auch zu uns? Wie wir Kindern Nachrichten erklären, die wir oft selbst nicht begreifen“ GU-Verlag, 224 Seiten, 22,99 Euro
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