Der Handel bietet unzählige Produkte zur Wasseraufbereitung an, schon mit der Wasserenthärtung wird ein Riesengeschäft gemacht. Wird die Gefahr für Haushaltsgeräte durch hartes Wasser nicht maßlos überschätzt?

BIRGIT SCHILLER: Die Anfragen an den Verein für Konsumenteninformation zeigen, dass die Menschen schon bei geringeren Wasserhärten nervös werden, weil die Hersteller eine sehr unseriöse Werbung für ihre Produkte machen.

Wasseraufbereitung verspricht aber nicht nur Hilfe gegen Kalk.

BIRGIT SCHILLER: Nein, manchmal wird sogar das Wort Gift verwendet, Hilfe gegen das Gift, das aus Ihrer Wasserleitung kommt. Den Leuten wird gezielt Angst gemacht und eingeredet, sie bräuchten ein bestimmtes Produkt, um überhaupt Wasser zu bekommen, das man trinken kann.

Dabei wäre ganz reines H2O, wie die chemische Formel für Wasser lautet, doch sogar ungenießbar.

BIRGIT SCHILLER: Die reine Verbindung von Wasserstoff und Sauerstoff bekommen wir auch nie zu trinken. Unser Wasser enthält gelöste Anteile von Salzen, Gasen und organischen Verbindungen und hat dadurch auch erst überhaupt einen Geschmack. Das Problem bei dem Thema ist, dass das Wort Wasser für viele verschiedene Dinge verwendet wird: für die chemische Verbindung und für Trinkwasser. Zusätzlich kommen viele Informationen über Wasser bei uns aus Deutschland, wo das Trinkwasser aber aus ganz anderen Quellen bezogen wird als in Österreich.

Einfach gefragt: Muss man sich in Österreich um eine Wasseraufbereitung kümmern, wenn man sein Trinkwasser von einem regionalen Versorger erhält?

BIRGIT SCHILLER: Im Regelfall nicht.

Was ist nun von der Idee zu halten, als reine Vorsichtsmaßnahme eine Entkalkungsanlage für das ganze Haus einzubauen?

BIRGIT SCHILLER: Grundsätzlich muss man wissen, dass Kalk nur dort ein Problem ist, wo es warm wird. Im kalten Wasser kann Kalk nicht ausfallen. Im Leitungssystem bleibt der Kalk gelöst, er kann auch nicht hinuntersinken. Erst wenn das Wasser auftrocknet, zeigt sich das, was außer H2O noch alles drin war: unter anderem eben verschiedene Salze und Kalk. Möchte man Wasserflecken in der Dusche vermeiden, genügt schon das händische Abtrocknen, das ist zwar sicher etwas mühsam, aber auch sehr einfach.

Beim Geschirrspüler ist es wohl nicht so einfach.

BIRGIT SCHILLER: Nein, hier kann der Kalk tatsächlich ausfallen. Da muss man sich ansehen, wie hart das verwendete Wasser wirklich ist, und das Gerät auf die richtige Wasserhärte einstellen - dann dosiert es das Regeneriersalz automatisch richtig dazu. Bei hartem Wasser empfehlen wir generell Spülmittel, Salz und Klarspüler extra zu verwenden und nicht die 3-in-1-Kapseln.

Birgit Schiller leitet die Untersuchungen im Bereich Kosmetik und Chemie beim Verein für Konsumenteninformation
Birgit Schiller leitet die Untersuchungen im Bereich Kosmetik und Chemie beim Verein für Konsumenteninformation © VKI

Und was empfehlen Sie für die Waschmaschine?

BIRGIT SCHILLER: Zu allen Waschmitteln gibt es eine Dosierempfehlung nach Verschmutzungsgrad der Wäsche und Härtegrad des Wassers. Diese ist unbedingt einzuhalten: Das genügt als Vorsorgemaßnahme. Waschmittel enthalten nämlich auch Stoffe, die dem Kalk entgegenwirken. Wer in Regionen mit sehr hartem Wasser wohnt, sollte seine Waschmaschine zusätzlich noch ein paar Mal im Jahr mit einem der Spezialprodukte, die es dafür gibt, entkalken.

Ein Sonderfall ist wohl der Warmwasserboiler?

BIRGIT SCHILLER: Hier sollte man sich einfach an die Wartungsempfehlung des Installateurs halten, bei der Servicierung wird ja auch der Kalk entfernt.

Noch ein Wort zu den viel gepriesenen Ionentauschern, die für eine Entkalkung des gesamten Wassersystems sorgen: Wie gut funktionieren sie überhaupt?

BIRGIT SCHILLER: Sie funktionieren zweifellos, sind aber sehr teuer und verursachen außerdem noch Folgekosten. Der Rat des VKI lautet also: Wenn man Ihnen einredet, Sie würden einen brauchen, holen Sie unbedingt eine Zweitmeinung ein und fragen Sie nach den Folgekosten. Grundsätzlich rentieren sich die Anlagen nur bei einer Wasserhärte über 21 Grad.