Eigentlich wollte Brigitte Karner nie ein Buch schreiben. Aber dann wurde sie bei einem Interview gefragt, was sie von der sogenannten Merkel-Raute hält, wie sie erzählt. Und die Antwort, die Karner damals gab, sagt schon viel über ihr Verständnis von souveränem Auftritt ohne Worte: „Merkels Geste ist rührend, voller Poesie. Da ist jemand, der in der Weltpolitik eine große Nummer ist, und mit seiner Körpersprache sagt er einfach: ,Ich bleib bei mir - ich gehe einfach meinen Weg’.“ Anders gesagt: „Da ist jemand bei sich, authentisch eben.“ In diesem Zustand müsse man sich auch keine Gedanken mehr über die eigene Körpersprache machen, weil sie dann automatisch passt.

Wenn Karner über Körpersprache spricht und schreibt, geht es also nicht um Pantomime und um den üblichen Rat, bloß nie die Arme vor der Brust zu verschränken oder die Beine beim Sitzen nicht übereinanderzuschlagen, um nicht abweisend oder unsicher zu wirken. Karner sagt dazu: „Heute schlagen alle ihre Beine übereinander. Diese Körperhaltung ist zur schützenden Wohlfühlgeste geworden.“

© Ueberreuter

Schützende Gesten und Dickhäutigkeit haben freilich auch einen Nachteil: „Die Ritterrüstung, die wir uns im Laufe unseres Lebens umgeschnallt haben, schließt uns ein und trennt uns von den Mitmenschen,“ sagt die Autorin und empfiehlt statt dessen eine Königskrone: „Wer eine Krone trägt, geht hoch erhobenen Hauptes, offen und mutig, souverän durch sein Reich.“ Einfach gesagt: „Die Haltung ist perfekt.“ Der Weg dorthin ist freilich kein einfacher. „Ich würde ihnen gern eine Tablette zum Buch legen, aber das funktioniert leider nicht,“ erklärt die Autorin.
Stattdessen finden sich in ihrem Ratgeber reihenweise Übungen, die teilweise an Yoga oder autogenes Training erinnern. „Einige verlangen viel Zeit, andere können Sie kurz und schnell auf dem Weg zur Arbeit machen.“ Nach jahrelanger Bühnenerfahrung weiß Karner: „Sie werden sich dadurch verändern und damit auch die anderen .“

Karners Tipps für das Bewerbungsgespräch

„Bevor Sie den Raum betreten, nehmen Sie ein paar tiefe Atemzüge", sagt die Autorin. Und so geht es weiter: "Richten Sie sich auf und setzen Sie den ersten Schritt – jetzt – ganz bewusst. Gehen Sie dann mit offenem Blick auf Ihre Gesprächspartner zu und begrüßen Sie sie nach Möglichkeit mit Namen. Nehmen Sie in Ruhe Platz. Ihre Unterlagen, die Sie griffbereit in der Tasche haben, legen Sie vor sich auf den Tisch. Wenn Sie Halt für Ihre Hände suchen, nehmen Sie einen Stift. Unauffälliger ist es, wenn Sie sich an einem Ring an Ihrer Hand festhalten. Oder Sie legen die Hände einfach ruhig auf den Tisch.“

Wie man schlechte Nachrichten besser verdaut

„Ganz gleich, ob Sie sitzen oder stehen – atmen Sie ruhig und tief. Ihr Gegenüber darf das ruhig sehen", erklärt Karner und ergänzt: "Gehen Sie nicht in die Opferrolle: Bleiben Sie aufrecht, legen Sie die Hände ruhig auf den Tisch, lehnen Sie sich an die Rückenlehne des Sessels, sie ist Ihre Stütze und Ihr Freund. Ein kleiner Talisman kann hilfreich sein: Halten Sie zum Beispiel Ihren Ehering. Vermeiden Sie, Arme und Beine zu verknoten, das hindert Sie daran, gut zu atmen.“

So gelingt der große Auftritt

Penible Vorbereitung ist das Geheimnis jeder erfolgreichen Rede. Karners Rat: Kommen Sie frühzeitig und besichtigen Sie das Podium, auf dem Sie sprechen werden. Gehen Sie ein paar Mal auf dem Podium auf und ab, bis Sie ein Gefühl für die Größe entwickeln. Sind Sie sehr nervös, nützen Sie den Schutz eines Pults. Prüfen Sie das technische Equipment und machen Sie sich mit Beamer und Mikrofon vertraut. Zu Beginn Ihrer Rede suchen Sie am besten Augenkontakt zum Publikum, atmen noch einmal tief durch und schenken sich selbst eine Pause, bis Sie die Aufmerksamkeit aller haben.“