Lichterketten am Schreibtisch, „Last Christmas“ aus dem Radio: Wie viel Platz darf man der Vorfreude bei der Arbeit geben?
Paulino Jimenez: Wenn ich meine Kollegen nicht belästige, ist es in Ordnung. Wenn ich die Deko aber über das ganze Büro ausdehne und die anderen die Augen überdrehen, dann sollte man davon Abstand nehmen. Weihnachtsfeiern stehen zurzeit bei vielen auf dem Plan.

Wer hat mehr Freude damit? Der Chef, weil er sich gut positionieren kann, oder die Mitarbeiter, weil sie sich geschätzt fühlen?
Der Chef darf sich nicht allzu hoch positionieren, er muss bei diesem Anlass loben, anerkennen, würdigen und sagen, was alles toll war. Als Mitarbeiter sollte man die Feier mit Freude besuchen wollen. Wenn jemand keine Lust hat, dann ist im Vorfeld schon sehr viel geschehen. Da spricht Enttäuschung mit. Es bedeutet, dass man gerne vorher eine Würdigung erlebt hätte. Die Besucherzahl der Weihnachtsfeier sagt viel über das Betriebsklima aus.

Manche Unternehmen weichen mit der Weihnachtsfeier in den Jänner aus, um den Arbeitnehmern Stress zu ersparen. Was sagen Sie dazu?
Bei der Firmenweihnachtsfeier geht es darum, sich einmal herauszunehmen – auch wenn der wildeste Stress herrscht. Man kennt das von sich selbst, auch wenn der Terminkalender voll ist, ist es trotzdem ein Herausnehmen aus dem Alltag. Den Vorschlag, sie zu verschieben, würde ich auch als Stressforscher gar nicht als zielführend ansehen.

Was ist es für ein Zeichen für Mitarbeiter, wenn die Weihnachtsfeier ausfallen sollte?
Dann haben die Mitarbeiter das Gefühl, sich auf Jobsuche begeben zu müssen. Auch wenn es einer Firma nicht so gut geht, sollte man eine Feier machen. Weil es ein Zeichen ist, das besagt: Ihr seid es mir wert.

Reicht es denn aus, am Ende des Jahres eine Feier zu machen oder sollten auch während des Jahres Schwerpunkte gesetzt werden?
Das hängt von der Stimmung ab. Es ist gut, wenn man mehr macht, wenn es die Leute wollen. Die Weihnachtsfeier hat aber einen ganz anderen institutionalisierten Charakter.

Wo sollte sie am besten stattfinden?
Ein gewisser Abstand zum Arbeitsplatz ist günstig. Workshops finden aus gutem Grund außerhalb der Firma statt, weil man aus dem Typischen rauskommt.

„Alle Jahre wieder“ die Frage: Wie sollte man sich bei der Weihnachtsfeier verhalten?
Authentisch und ehrlich. Nicht aufgesetzt oder übergreifend. Man sollte sich nicht wie die besten Freunde aufführen, wenn es sonst nicht so ist. Auch als Chef muss man eine gewisse Distanz wahren, wenn sie schon vorhanden war. Wenn man sich näher ist, wie in Kleinbetrieben üblich, dann passt es schon, wenn es etwas lockerer ist.