Sieben Uhr morgens Londoner Zeit, Sabinna Rachimova klingt munter und zufrieden, obwohl sie heute schon länger in ihrem Studio in der Brick Lane bei der Arbeit ist. „Während wir telefonieren, mache ich die Qualitätskontrolle der Weihnachtspullover“, sagt die Designerin, die schon als Jugendliche jedes Praktikum und jede freie Minute der Mode widmete. „Ich wollte alle Seiten der Branche kennenlernen, damit ich mich später in mein Gegenüber hineinfühlen kann.“ Auch der Weg der 29-Jährigen führte über das namhafte St. Martins College in London, wo sie nach dem Abschluss und diversen Jobs - unter anderem bei Mary Katrantzou oder Dior - auch blieb. „Das hatte einen Grund: Mein Netzwerk war durch das Studium auch in London. Kontakte sind in dieser Branche überlebenswichtig. Meine Mitstudenten und ich halten zusammen, wir unterstützen einander.“

Außerdem sei der Umgang mit der beruflichen Selbstständigkeit in Großbritannien ein ganz anderer. „Hier sagen alle ,wow'. In Österreich wird das Thema eher von einer Grundskepsis beherrscht.“ Das liege aber auch daran, dass sich, so wie bei vielen anderen kreativen Berufen, das Gegenüber nur schwer etwas darunter vorstellen könne. 2014 eröffnete Rachimova ihr eigenes Studio. Im Fokus stehen Häkel- und Strickstücke, ein Handwerk, das sie vor allem durch ihre Großmutter erlernt hat. „Ich habe aber schnell gemerkt, dass ich mich als Person nicht so im Hintergrund halten konnte, wie ich es wollte. Die Leute investieren nicht in das Produkt, sondern in den Menschen.“