Manchmal braucht es nicht mehr als drei Geschwister, um die Geschicke einer Stadt für immer zu verändern. 1894 gründeten Tomáš, Antonín und Anna Baťa in Zlín im heutigen Tschechien eine Schuhfabrik. Da lag das Handwerk bereits seit sieben Generationen in der Familie, aber die achte dachte es neu, in industriellem Maßstab.
Unter der Leitung von Tomáš stieg Baťa bis zum Ersten Weltkrieg zu einem der größten Schuhhersteller Europas auf und ließ als Bürgermeister von Zlín eine der ersten Städte im funktionalistischen Stil errichten – Wohnhäuser, Villen, Arbeitersiedlungen in einer ökonomischen Bauweise sowie charakteristischer Backsteinoptik. Deren Höhepunkt war ein 77,5 Meter hoher Wolkenkratzer, damals das höchste nicht sakrale Gebäude Europas, dessen Eröffnung 1938 Tomáš allerdings nicht mehr erlebte.
Sein Halbbruder Jan Antonín ließ sich im siebzehnstöckigen Verwaltungsgebäude mit Klimaanlagen und Schnellaufzug ein Büro mit Funktelefon in einem sechs Mal sechs Meter großen Fahrstuhl einrichten, damit er effizient zwischen den Etagen pendeln konnte. Bezogen hat der Direktor es nie, nach der Besetzung der Tschechoslowakei durch die Deutsche Wehrmacht ging er ins Exil. Aber sein Fahrstuhlbüro, das saust bei Führungen immer noch durch den heute denkmalgeschützten Baťa-Wolkenkratzer.