KRÄHEN
Bewertung: ***

Wie schwarze Schatten verfolgen sie uns. Denn in unserer Nähe können sie gut leben, neben der Wiener Tangente bauen sie ihre Nester, Indiens Müllhalden sind ihnen ein Festmahl. Krähen begegnen uns überall. Und sie sind so intelligent, dass sie theoretisch ihr ganzes Wissen über die Menschheit – zumindest untereinander – weitergeben könnten. In seiner bildgewaltigen Doku begibt sich Regisseur Martin Schilt auf die Spur der Rabenvögel, folgt den – leider ausschließlich männlichen – Forschern in Wälder, blickt ihnen bei skurrilen Experimenten über die Schulter. Gleichzeitig wechselt er die Perspektive, die Krähe hält uns den Spiegel vor, gibt uns Stoff zum Nachdenken: Was machen wir mit der Natur? Und was macht sie mit uns? (ast)

DEIN KIND UND WIR
Bewertung: ***

Rachel (Virginie Efira) ist 40 und kinderlos. Bisher hat das die Lehrerin nie gestört. Dann lernt sie Ali (Roschdy Zem) kennen, der bereits eine Tochter hat. Rachel baut eine herzliche Beziehung zu ihr auf. Die Frage taucht auf, ob sie nicht selbst Mutter werden will. Viel Zeit hab sie nicht mehr, meint ihr Arzt. Und: Wäre Ali der Richtige? Die Idee basiert auf einem Roman von Romain Gary, Regisseurin Rebecca Zlotowski haucht das Material autobiografisch an und macht aus dem impotenten Mann der Vorlage eine Frau. Die zeitlosen Fragen nach weiblicher Fruchtbarkeit, Patchworkfamilien und dem Willen, sich auf etwas Neues einzulassen, werden zwar mit einigen Längen und Durchhängern, aber einfühlsam verhandelt. (sg)

KILLERS OF THE FLOWER MOON
Bewertung: ****

Scorseses Filme mögen nicht mehr seine beißende, provokante New-Hollywood-Sprache von einst haben. Aber an ihre Stelle ist ein nicht minder interessanter Weltschmerz getreten. Wo andere vielleicht aus der Zeit fallen oder an Schärfe verlieren, legt Scorsese noch immer seinen Finger in die Wunde, zeigt Probleme auf, und versinkt dabei selten in eine „weißer alter Mann“-Weltsicht. Er hat noch etwas zu erzählen. Es ist dem Regisseur und der Hauptdarstellerin Lily Gladstone anzurechnen, nie ins Melodramatische abzugleiten und aus Mollie und ihren Schwestern keine passiven Opfer zu machen, die stellvertretend für die ganze indigene Gemeinschaft stehen. „Killers of the Flower Moon“ weigert sich, einfach eine hochstilisierte Geschichtsstunde zu sein. Er findet stets die Parallelen zur Gegenwart, die schmerzhaften Anknüpfungspunkte an die heutige Gesellschaft. (sg)