Die Ballettschule der Grazer Oper war lange das Herzensprojekt von Diana Ungureanu, das von Beate Vollack weitergeführt worden ist. Mit der Ablöse Vollacks als Ballettchefin durch Dirk Elwert wird die Ballettschule als Bildungseinrichtung aufgelöst. Claudia Hauboldt, Sprecherin einer Elterngruppe, moniert, dass es keine zertifizierte Ausbildung mit Bühnenreifeprüfung mehr geben wird.

Das bestätigt auch der designierte Opernintendant Ulrich Lenz. Es sei aber kein Aus, sondern ein Übergang: Die noch in der Ballettschule befindlichen elf Schülerinnen wurden eingeladen, ihre Ausbildung an einer der anderen Grazer Ausbildungsstätten, namentlich an der Grazer Ballettakademie zu beenden. Es gab auch schon Infoabende mit der dortigen Leiterin. Der Grund für die Auflösung der Schule an der Oper laut Lenz: „Unser Kulturauftrag betrifft Aufführungen, nicht die Ausbildung: Die Ballettschule bedeutet einen finanziellen und organisatorischen Mehraufwand.“

Hauboldt kritisiert auch, dass die jungen Künstlerinnen und Künstler damit in den Aufführungen nicht mehr eingebunden wären. Beate Vollack hat als Choreografin die Ballettschule immer wieder berücksichtigt, dass dies nun anders wird, erklärt Lenz mit der neuen Arbeitsweise. Man wolle den Gastchoreografen nichts vorgeben, und deshalb würde die Zusammenarbeit zwar nicht abbrechen, aber „nicht mehr so regelmäßig“ wie gekannt ausfallen. Laut Hauboldt gehe dadurch Identifikationspotenzial mit dem Haus verloren: Die Eleven hätten dort ständig geprobt und seien aufgetreten, für viele war diese Nähe zur Institution der Grund, die Ballettschule und kein anderes Grazer Institut zu besuchen. Deshalb bittet man, die Maßnahme zu revidieren.

Der Chef der Grazer Bühnenholding, Bernhard Rinner: "Die Ausbildungsschiene der Oper ist sekundär und ist nicht Teil des Kulturauftrags, wir können einfach nicht alles leisten." Aber es müsse natürlich gewährleistet bleiben, dass junge Balletttänzer, wenn sie gebraucht werden, auch den Weg auf die Grazer Opernbühne schaffen.

Die Grazer Neos wollen die Sache in den Gemeinderat bringen. Fraktionsvorsitzender Philipp Pointner: "Die Entscheidung der Oper Graz Geschäftsführung ist absolut unverständlich und untergräbt bedeutende Bildungsziele unserer Stadt."

Lenz weist darauf hin, dass es zwar keine reguläre Ausbildung mehr gebe, das Ballett- und Tanzangebot für Laien aber in den nächsten Saisonen noch weiter ausgebaut werde. Wer die Eleven in Aktion sehen möchte: Heute in „Carmen“ gibt es vielleicht für längere Zeit eine letzte Gelegenheit dazu.