Es ist gut, wenn man gleich zum Einstieg gute, alte Bekannte trifft: Barde Rittersporn. Der steht zwar leicht neben der Spur am Schlachtfeld, aber die Marschrichtung ist klar. Es gilt, die Legende von sieben Fremden in die Welt zu tragen, die 1200 Jahre vor Geralt und Co. Teil eines Konflikts waren, der letztlich in der „Sphärenkonjunktion“ mündete. Die vier Teile beantworten demnach die Frage, wo all die Monster und Plagegeister herkommen, die Geralt das Leben schwer machen.

In vier Folgen wird das verdichtet, was sozusagen der Gründungsmythos von "The Witcher" ist. Mit "Es war einmal..." könnte man die Geschichte fast märchenhaft einläuten, denn das Grundmotiv von einer Gruppe, die auszog, die Welt zur retten, zieht sich hier durch. Eine höchst diverse Schar aus sieben Fremden macht sich auf, um sich dem machtgierigen Weisen Balor entgegenzustellen, der mithilfe von Obelisken in parallele Welten reisen kann und das erste Monster in die Elfenwelt bringt.

Der Weg ist das Ziel: Während rund um Balor die Macht erstarkt, finden sich anderswo die sieben Fremden zum Kollektiv zusammen. Die Serie folgt in zwei parallelen Handlungssträngen den Vorbereitungen zum Big Bang. Die heterogene Truppe ist eine gelungene Mischung aus Außenseitern, die sich in Musketiermanier einschwört und als Gegenstrategie selbst ein Monster aus ihren Reihen erschaffen muss. Das Setting pendelt zwischen opulenten Naturaufnahmen und Stadtinszenierungen á la Westeros. Alles Ingredienzien, die anderswo durchaus funktionieren, aber hier nicht einmal annähernd das Niveau etwa von "Game of Thrones" erreichen. Auch fehlt eine Zutat, die eigentlich den "Witcher" ausmacht: Der trocken-schräge Humor, mit dem sich Geralt und Co. durch die Welt der Monster kämpfen. Die Leichtigkeit, mit der in der Finsternis dieser Welt die Schwerter geschwungen werden. Selbst dem goscherten Rittersporn ist hier der Humor abhandengekommen. Kein Witz.

★ ★ ★ ☆ ☆ (3/5)

"The Witcher: Blood Origin" ist auf Netflix zu sehen.