Spektakulär ist er nicht, der Abgang von NoraWaldstätten als Johanna Zeiler im „Bodensee“-Krimi. Der Figur der 41-Jährigen ist weder Fernsehtod, Versetzung noch ein anderes Ende gegönnt, das die allgemeine Krimiinflation zu vertrauten Varianten des TV-Abschieds gemacht hat. Das Drehbuch schickte Zeiler auf Urlaub und weil Darstellerin Waldstätten entschied, aus der Serie auszusteigen, kehrt ihre Figur auch nicht mehr zurück. Schon in der heutigen Episode „Nemesis“ kommt die Wienerin nicht mehr vor.

Die Neue am Bodensee heißt Luisa Hoffmann und wird von Alina Fritsch verkörpert. Die 32-Jährige, Tochter der Schauspieler Regina Fritsch und Ulrich Reinthaller, feiert an der Seite von Matthias Koeberlin (als Ermittler Micha Oberländer) ihren Einstand in der seit 2014 laufenden deutsch-österreichischen Krimiserie.

Frau Fritsch, Sie kommen aus einer Schauspieler-Familie, Ihre Mutter Regina Fritsch ist noch immer im Burgtheater-Ensemble. Wie hat sie auf Ihre neue Rolle reagiert?
Alina Fritsch: Meine Mutter hat sich sehr mit mir gefreut! Als ich ihr mal bei einem Kaffee meine Übungswaffe samt Schießtechnik vorgeführt habe, hat sie mich nur gebeten, die Vorhänge zuzuziehen, damit die Nachbarn nicht die Polizei rufen (lacht).

Nahm nach neun Jahren Abschied von der Serie: Nora Waldstätten.
Nahm nach neun Jahren Abschied von der Serie: Nora Waldstätten. © ORF

Bisher war Nora Waldstätten als Hannah Zeiler die Ermittlerin am Bodensee. Fühlt es sich merkwürdig an, sie zu ersetzen, ohne dass Waldstättens Figur fertig erzählt wurde?
Ich ersetze Hannah Zeiler nicht, ich bin eine komplett neue Figur, die eingeführt wird. Eine Figur, die ihren eigenen Werdegang hinter sich hat, mit einer eigenen Geschichte.

Krimiserien mit zwei Ermittlern leben vom spannenden Umgang der beiden Protagonisten miteinander. Sie haben bereits zwei Bodensee-Folgen gedreht. Wie war die Zusammenarbeit mit Matthias Koeberlin?
Als ich Matthias kennengelernt habe, waren wir uns auf Anhieb sympathisch. Eigentlich wäre das für unsere Rollenprofile nicht nötig, aber es ist natürlich schön, wenn man sich gleich verbunden fühlt. Und wenn dann zwischen den Takes auch noch der Schmäh rennen kann, ist das eine famose Arbeitsatmosphäre.

Es gibt unzählige Krimis im deutschsprachigen Fernsehen. Hand aufs Herz: Kannten Sie die „Toten vom Bodensee“ vorher?
Ich habe „Die Toten vom Bodensee“ immer schon sehr geschätzt, weil es sich um ein Hochglanz-Krimiformat handelt, das heraussticht. Das hat Qualität. Das sind Filme, die nicht nur in der Reihe, sondern auch für sich stehen können. Viel Liebe zum Detail und Genauigkeit, komplexe Figuren. Ich finde, das ist wie Kino. Ich bin sonst nicht so die Krimi-schauerin, aber so was finde ich toll.

Als Sie erfuhren, dass Sie die Ermittlerin in der ORF/ZDF-Serie werden, was war Ihnen wichtig, wo wollten Sie mitgestalten?
Man bekommt eine Vorlage, dann verbindet man sich mit ihr, und es entsteht die Rolle. Das zeigt sich sogar am Namen: Am Anfang hieß meine Figur Louisa und ich habe mir gewünscht, dass sie Luisa heißt – wie mein zweiter Vorname (lacht).

Ihre Figur ist eine Art Alleskönnerin, von Kampftechnik bis Gebärdensprache. Machen es diese Voraussetzungen nicht umso schwerer, Luisa zu spielen?
Das ist ja das Spannende an Luisa Hoffmann: Sie wirkt wie Wonder Woman. Gleichzeitig hat sie auch ihre Wunden und trägt ein Geheimnis mit sich. Viel zu können und sehr stark zu sein, heißt nicht, glatt zu sein, sondern ist meistens eine Errungenschaft, die man sich durch Reibung und Opfer erarbeiten muss. Das ist das Spannende an ihr, diese Widersprüchlichkeit. Dass sie hochdiszipliniert, genau und souverän ist und gleichzeitig von den Fehlern ihrer Vergangenheit eingeholt wird.