Es beginnt mit dem Abschied vom Smartphone. Bevor die straffälligen Jugendlichen ihre achtwöchige Resozialisierung beginnen und damit dem Gefängnisaufenthalt entgehen, sollen sie nicht nur ihr altes Leben hinter sich lassen, sondern auch persönliche Gegenstände. Am Berg sind alle gleich, ob Schläger, gewalttätiger Umweltaktivist oder Menschenschmugglerin.

Den Weg leiten soll den verlorenen jungen Seelen die hyperengagierte Sozialpädagogin Rebecca (Verena Altenberger), angeleitet von der psychologischen Lehre ihres Freundes Lars, gespielt von Franz Hartwig: „Strafe hat noch nie dazu geführt, dass Menschen sich bessern.“ Für die Sicherheit am Berg soll ein Almöhi mit geringer sozialer Kompetenz sorgen, der renitente Jugendliche auch einmal als „Affe“ oder „Kanake“ beschimpft. Viel Zeit verbringt er aber nicht mit der Jugend, so viel sei verraten. Bald stellt sich die Frage: Wurde er Opfer eines Mordes oder eines Unfalls?

Acht Folgen lang erzählt „Wild Republic“ ein Szenario, das in ähnlicher Form vertraut ist. Sei es der mehrfach verfilmte Klassiker „Herr der Fliegen“, die Inselserie „The Wilds“ oder „5vor12“. Junge Menschen, die in der Wildnis sich selbst suchen und wenig Erfreuliches finden. Im Fall dieser Miniserie ist das ein Gutteil Gewalt, Überlebenskampf und Chaos: Auf der Flucht vor der Polizei (repräsentiert durch Gerhard Liebmann) finden sie in den Bergen eine vermeintlich unbewohnte Höhle.
Die etwas schablonenartig geratenen Charaktere, vom manipulativen Justin (stark: (Béla Gábor Lenz) bis zur Frömmlerin Jessica (Camille Dombrowsky), werden durch Rückblenden vorgestellt. Wie die Gefährten aus „Herr der Ringe“ wandert die Reisegesellschaft über die herrlich ansehnliche Berggrade und sucht in der Wildnis, was in der Zivilisation nicht zu finden ist: Selbstsicherheit und Vertrauen in sich selbst. Was nach naiver Naturromantik mit erlebnispädagogischem Anspruch klingt, wird vom Drehbuch kompromisslos enttarnt. Hart ist der Asphalt der Stadt, hart der Fels am Berg. Sterben kann man hier und dort.

Der ORF zeigt die Serie in zwei 45-minütigen Viererblöcken, heute und am Donnerstag. Ein Quotenhit ist weitgehend auszuschließen, was weniger an der Serie, denn am Zuschauerverhalten liegt. Für Miniserien sind klassische Sender ein Auswärtsspiel, ihre Heimat haben sie Streamingbereich. Weshalb „Wild Republic“ zunächst auf Magenta-TV zu sehen war, bevor es nun im ORF aufschlägt. Dort kann es ab heute in der TVthek am Stück angesehen werden – sieben Tage lang.