Es ist kein Zufall, dass einer der wohl zentralsten Sätze, die Wolfgang Puck in der Doku sagt, gleich am Anfang steht: "Ich mag nicht über die Vergangenheit reden, weil ich automatisch zu überlegen beginne, wie viel Zeit mir noch bleibt." Diese Rastlosigkeit, die ist dem gebürtigen Kärntner, der es zum Star in Hollywood schaffte, eingeschrieben. Von einem, der auszog, die Welt zu erobern: Das sind die Geschichten, die Hollywood schreibt und die sie gerne erzählt. Kein Wunder, dass Disney dem Entertainer hinter dem Herd Tribut zollt.

Und man tut das ganz klassisch: Besucht ihn im Spago, dem legendären Lieblingsrestaurant der Stars, das ihn in die Oberliga katapultierte, bei Produzenten oder auch in seinem Heimatort Sankt Veit an der Glan. Man vermischt diese Zutaten mit den Bildern seiner wichtigsten biografischen Stationen und lässt diverse Gastrokritiker zu Wort kommen. Der rote Faden allerdings, der spiegelt die DNA des American Dream wider. Und das heißt nicht stetig die Karriereleiter nach oben zu klettern, sondern sich von ganz unten nach ganz oben zu arbeiten. Pucks Treibstoff war und ist in seiner Kindheit zu finden: Ein Stiefvater, der ihm das einimpfte, was ihn ein Leben lang verfolgt: die totale Abwertung seiner Person. "Du bist für nichts gut." Für Puck war das von klein auf sein Antrieb, aber auch der Stachel im Fleisch – nie zu genügen, immer weitermachen zu müssen. Das zieht sich durch all seine Lebensstationen: Vom einzigen Ort, an dem er sich sicher fühlte, der Küche mit Mutter und Großmutter, zog es ihn die Welt, von Frankreich nach Hollywood. Da war er gerade einmal 24.

Die Doku filetiert diesen atemberaubenden Aufstieg, den er selbst nicht glauben kann, wie es bisweilen den Anschein hat. Und sie zeigt, dass es nicht sein Verdienst allein war: Barbara Lazaroff, seine erste Frau, war die treibende Kraft, die seine Träume von einem eigenen Restaurant auf den Boden brachte. Gastrokritiker erinnern daran, dass Puck oder Wolfgäng Pack, wie man in den USA sagt, vielfach ein Vorreiter dafür war, was in der Welt der Kulinarik State of the Art ist: Eine offene Küche zum Gastraum hin, Köche, die über TV-Shows zu Stars werden, nicht zuletzt seine ganz eigene Form der Fusionsküche, die oft nicht zuletzt aus der Not heraus entstand, wie etwa seine Pizza mit Räucherlachs.

Wolfgang Puck, ein Meister der großen Inszenierung
Wolfgang Puck, ein Meister der großen Inszenierung © Disney+

71 Jahre alt ist der gebürtige Kärntner jetzt, der noch immer sein Dogma pflegt: "Nichts ist einfach, aber Aufgeben ist keine Option." In Summe ist die Doku eine Art Handlungsanleitung für die Bilderbuchkarriere, aber sie verhehlt nicht die Schattenseiten, die der unbedingte Wunsch nach Erfolg nach sich zieht: Wenn Aufgeben keine Option ist, dann ist es das Anhalten schon gar nicht. Und Wolfgang Puck weiß das.