Advent, Advent: Statt im April schwarzgemalter 30 bis 50 Millionen Euro Verlust geht der ORF nur noch von zwei Millionen geringerer Gebühr und fünf Millionen weniger Werbung als geplant aus. Er wird 2021 ausgeglichen bilanzieren. Das gelingt auch aufgrund des Paradoxons eines zu zwei Dritteln öffentlich finanzierten Unternehmens, das 570 der 3000 Mitarbeiter in Kurzarbeit schicken konnte. Doch davon redet Alexander Wrabetz nicht mehr sondern lässt verkünden: „Diesen wirtschaftlich stabilen Weg wird der ORF auch 2021 fortsetzen.“ Damit die Neuwahl des Generaldirektors eine Wiederwahl sein kann. Obwohl er seine Kandidatur noch nicht eingesteht.

Dass er ökonomische Aspekte vor inhaltlichen Aufgaben betrachtet, kann Wrabetz trotz zaghaften Bemühens auch am Ende seines 14. Generalsjahres nicht verdecken. Die merkantilen und diplomatischen Prioritäten des mit allen politischen Wasserfarben gewaschenen Kaufmanns dominieren das Selbstverständnis des öffentlich-rechtlichen Rundfunks, der gerade den höchsten Monatszuwachs an Marktanteilen seit Einführung des Teletests 1991 feiert. Im Unterhaltungsbereich vor allem durch Dauerbrenner wie „Dancing Stars“, das sogar dem Sorgenkind ORF 1 ein Plus gegenüber November 2019 bescherte.

Doch mehr noch trieben Lockdown und Terrornacht die Nachrichtenquoten in die Höhe. So wie auf unvergleichlich niedrigerem Niveau bei Puls 24 und auch oe24.tv. Schlechte Nachrichten sind gute Nachrichten – für Informationsmedien. Doch insgesamt benachteiligt die große Krise Privatsender gegenüber dem öffentlich-rechtlichen Platzhirschen. Neben ATV und Puls 4 verlor auch Servus TV gegenüber dem Vorjahr. Noch im Oktober hatte es entgegen den beiden anderen stark zugelegt. Dieses Wechselbad verdankt der Mateschitz-Sender seinem gewagten Kurs zur Pandemie. Von Intendant Ferdinand Wegscheiders Wochenkommentar bis zum mühsam von Michael Fleischhacker gebändigten Corona-Quartett stilisierte sich Servus TV uneingestanden zum Angebot für Covid-Leugner, selbsternannte Querdenker und Verschwörungstheoretiker. Die Quoten gaben der Zielgruppen-Strategie aber nur bis zum Soft-Start des Lockdowns recht. Seitdem scharen sich mehr denn je um den in Servus als Mainstream-Medium geschmähten ORF.

Dieses mit 645 Millionen Euro Gebühren bezuschusste Unternehmen ist nicht wirtschaftlich im herkömmlichen Sinn zu führen. Damit wir es uns als Gesellschaft weiter leisten, muss es inhaltlich punkten. Vertrauen in seine Information ist das wichtigste Argument für den ORF.
Peter Plaikner ist Politikanalyst und Medienberater mit Standorten in Tirol, Wien und Kärnten.