Das Worst-Case-Szenario ist nach wenigen Minuten durch einen scheinbar harmlosen Small-Talk mit einem Taxi-Chauffeur in Teheran abgesteckt. Der weibliche Fahrgast wird auf den Trubel auf der Straße aufmerksam und fragt: "Was passiert hier?" Trockene Antwort: "Sie hängen gerade jemanden auf." Wenig später rutscht der Autokran, an dessen Ende eine Person hängt, für einen kurzen Augenblick ins Bild. Ein ähnliches Schicksal würde der Mossad-Agentin und Hackerin drohen, wenn sie bei ihrem geheimen Auftrag in der iranischen Hauptstadt entdeckt wird.

Die Spannung der Apple-Agentenserie "Tehran" wird durch die geopolitische Wucht der Konfrontation zweier Erzfeinde auf ein atemloses Niveau getrieben. Nichts ist am Verhältnis von Israel und dem Iran harmlos, nichts bedeutungslos. Auch nicht die Aufschrift "Awesome", die vom Shirt einer israelischen Passagierin leuchtet. Wenig später muss das Flugzeug, in dem die junge Frau sitzt, im Iran notlanden und plötzlich ist so gar nichts mehr "awesome". Dabei hat die Israelin gar keine Ahnung, was sie mir ihrer Anwesenheit auslöst. Keine Frage: Diesen Flieger hätte sie besser ausgelassen.

Wer Spionagethriller wie "Homeland" oder "Fauda" schätzt, kann mit der Miniserie "Tehran" große Freude haben, weil die Spannung hoch ist, die Geschichte schlüssig, die Realität nahe und die Figuren dicht erzählt werden. Wer hingegen auf Superheldenfilme steht, der dürfte an "Tehran" gnadenlos verzweifeln. Auf den Deus ex machina wartet man vergeblich, die Hoffnung siecht dahin. Bleibt nur, die Agentin (gespielt von Niv Sultan) bei ihrer Flucht durch das Land zu begleiten und auf Frieden auf der Welt zu hoffen. Auch diese Hoffnung siecht dahin.