In den vergangenen 19 Jahren mussten die Krimineser aus Kitz 250 Morde aufklären, neben 1200 Schauspielern kamen in dieser Zeit auch mehr als 20.000 Komparsinnen und Komparsen zum Einsatz. „Soko Kitzbühel“ ist nicht nur die am längsten laufende Serie des ORF, sie wurde auch weit über die Landesgrenzen hinaus populär, In Deutschland sowieso, aber auch in Italien in Discoverys „Paramount Channel“, Tschechien, Ungarn, Ukraine und in der Schweiz. Die Alpenland-Krimis sorgen außerdem in China, dem Iran und in MyGerman TV in den USA für Top-Quoten.

ORF-Fernsehfilmchefin Katharina Schenk bei einem „Soko Kitzbühel“-Frühstück  im Wiener Café Heuer: „Eine solche Serie dramaturgisch, optisch und thematisch über zwei Jahrzehnte am Zug der Zeit zu halten, modern und unterhaltsam für Generationen zu sein, ist gewiss nicht einfach, und das wird oft unterschätzt. Für viele Zuschauer und Menschen aus der Branche ist die Serie zudem mittlerweile Teil ihres Lebens geworden.“

Radius wurde ausgeweitet

Einer der Autoren der ersten Stunde ist der in Salzburg lebende Ralph Werner, aus seiner Feder stammt auch die jetzige Jubiläums-Folge, und es ist erstaunlich, was den „Soko Kitzbühel“-Autoren immer wieder einfällt. Den Radius hat man während all der Jahre bereits bis Bad Reichenhall ausgeweitet. „Und unsere besonderen Künstler, die Ausstatter, haben es verstanden, einzelne Locations so umzuwandeln, dass es gar nicht auffiel, wenn sie aufs Neue ins Bild kamen.“

Mit wem "Kroisi" verwechselt wird

Neu in der jetzigen 19. Staffel: Diesmal rückt einer in den Fokus, der von der ersten Stunde an dabei war, nämlich Chefinspektor Alois Kroisleitner, „Kroisi“ genannt, verkörpert von FerryÖllinger. „Da geht es“, sagt Katharina Schenk, „vor allem um das Verhältnis zu seinem Sohn, um das Wiederfinden einer Familie“.

Öllinger erinnert sich noch gut an seiner allererste „Soko Kitzbühel“-Folge  „Bombenschlag“: „Da muuste ich einem Verdächtigen den Jaguar ausräumen. War nicht schwer, weil diese Szene schon beim Casting geprobt worden war. In den Anfangsjahren war es mir auch möglich, vorübergehend in eine andere Serie, ‚Der Winzerkönig’, zu übersiedeln. Eine Mitwirkung in zwei so gewichtigen Serien, das ist heutzutage, denke ich, nicht mehr möglich“.

Ja, natürlich passiert es, dass ihn die Leute mit seiner Rolle verwechseln, dass er als „Kroisi“ angesprochen wird: „Das hält sich die Waage. Lustiger ist es, wenn jemand kommt und sagt: ‚Sie sind doch der Kieberer aus den Venedig-Krimis!’ Denn da verwechseln sie mich eindeutig mit dem Kollegen Karl Fischer. Oder wenn ihnen abrupt nicht einfällt, ob ich jetzt in ‚Soko Donau’ oder in ‚Soko Kitzbühel’ mitwirke“.

Wenn die Realität den Krimi überholt

Jakob Seeböck kam 2009 als Lukas Roither, mittlerweile zum Chef aufgestiegen, ins Team. „Just zu jener Zeit“, erzählt er, „passierte in Kitzbühel eine echte Bluttat, ein Mann hatte seine Ehefrau mit einem Messer ermordet. Just im Stadtteil ‚Frieden’. Und jetzt, zehn Jahre später, dieser schreckliche fünffache Mord. Im Verhältnis zu unseren Geschichten ermittlungstechnisch langweilig, weil sich der Täter bekanntlich selbst der Polizei stellte. Außerdem stehen unsere Opfer nach dem Dreh ja wieder auf und sind quietschlebendig. Viele Menschen dachten zunächst, der echte Tatort und der dortige Polizeieinsatz würden zu unserer Serie gehören und pilgerten hin. Da wurde uns bewusst, wie nahe man der Realität sein kann. Wir haben die Verwechslungssituationen mit größtmöglicher Pietät überspielt, aber unheimlich war das schon.“

In der neuen Staffel wird Seeböck alias Roither insofern sehr aktiv, als er sich „in die Renovierung eines Hauses tigert, das er sich jüngst zugelegt hat. Eine Parallele zu meinem wirklichen Leben, denn ich bin gerade dabei, mir in Wien/Penzing ein Haus zu bauen. Da bin ich praktisch täglich unterwegs, um Armaturen, Farben und Beleuchtungskörper zu besorgen. Der Rest der Zeit gehört meiner Familie, mit der ich jetzt im Winter auch Skifahren war. Wo? Klar: In Kitzbühel“.

Cencig liebt den Tango

Als absoluter Gewinn für die „Soko Kitzbühel“ hat sich das Engagament von Julia Cencig erwiesen, die 2014 als Nachfolgerin von Kristina Sprenger  in der Rolle der Nina Pokorny zur Kriminalisten-Mannschaft stieß. Über ihren allerersten Drehtag erzählt sie: „Der war, weil freundlich disponiert, total entspannend. Ich hatte mich gefürchtet, gleich ein Verhör leiten zu müssen, denn das wäre Neuland für mich gewesen. Das wurde mir Gott sei Dank erspart“.

Auch privat ist Julia Krimi-Geschichten zugeneigt: „Als Leserin und als Seherin. Ich schau’ mir gern Kollegen an, die es gut oder besser machen, weil ich da bei lernen kann. ‚Unbelievable’ hat mir besonders getaugt, weil da zwei ganz tolle Kommissarinnen Zentralfiguren waren, und dann auch die Verhörserie ‚Criminal’ auf Netflix. Nur Verhöre, mit unterschiedlichen Ermittlerteams. Absolut spannend, und man erkennt: Es funktioniert auch ohne den ‚Wilden Kaiser’ im Hintergrund. . .“

Die jetzige Freizeit in Wien  gehört jedoch nicht Krimis aller Art, sondern natürlich ihren beiden Töchtern – und dem Tango: „Ein ‚Soko’-Teammitglied ist leidenschaftlicher Tangotänzer, und er hat mich in den Tango Argentino eingeweiht. Der hat sich mittlerweile wie ein Virus in mein Leben eingenistet. Er erweist sich als lebensbestimmend – und sehr belebend.“

Da bleibt es für sie auch völlig unwichtig, ob sich in den „Soko“-Pausen andere Angebote auftun: „Das trifft sich damit, dass ich prinzipiell nicht gut drin bin, neue Jobs aufzustellen. Aber zwei Kinder und Tango – das geht sich gerade gut aus. Schließlich hat der Tag nur 24 Stunden“.