Der inflationäre Gebrauch des Begriffs „postfaktisch“ ist mittlerweile abgeklungen, für das Phänomen der Fake News gilt das nicht. „Fake“ ist insbesondere im Internet vieles: Falschmeldungen, veränderte oder aus dem Kontext gerissene Fotos und Videos sowie falsche Zitate sind Formen dieser Lügengeschichten. „Die einzelne Lügengeschichte kann nicht viel bewirken, sie verhallt in den Echokammern“, versachlicht der ARD-Journalist PatrickGensing die Thematik. Entscheidend sei das Narrativ dahinter, weshalb Lügengeschichten oft Teil strategischer Kampagnen sind, die auf kleine und große Lügen und die Multiplikatoren in den Sozialen Medien setzen, um einen diffusen, oft kruden Realitätsbegriff zu vermitteln.

Patrick Gensing ist von Beruf Faktenfinder. Der Redakteur leitet seit 2017 in der ARD die sogenannte Faktenfinder-Redaktion. Mit „Fakten gegen Fake News“ hat Gensing nun ein Buch verfasst, das die Systematik hinter Falschmeldungen schlüssig erklärt. Anhand von Beispielen rollt Gensing auf, was hinter Schlagzeilen, wie der folgenden steckt: „Angela Merkel hofft auf 12 Millionen Einwanderer“. Eine Mischung aus Halbwahrheiten und glatten Lügen.

Ältere teilen Fake News öfter

Auf mangelndes Bewusstsein junger Nutzer lässt sich das Problem nicht reduzieren, verweist der Journalist auf eine amerikanische Studie. Demnach teilen Internetnutzer im Alter über 65 Jahren siebenmal öfter Fake News-Beiträge als die Menschen aus der Gruppe der 18- bis 29-Jährigen.

Dem Thema nähert sich der Journalist mit erfreulichem Tiefgang mit Fokus auf die demokratiepolitische Brisanz. Kritik an den sozialen Netzwerken lässt er weitgehend aus und auch das Phänomen Donald Trump nimmt einen geringeren Stellenwert ein, als man es in einem Buch über Fake News vermuten würde. Was rät Gensing im Umgang mit Online-Informationen? Oft würde schon eine einfache Google-Suche genügen, fällt sein Ratschlag bemerkenswert banal aus.

Patrick Gensing: Fakten gegen Fake News oder der Kampf um die Demokratie. Duden, 176 Seiten, 18,50 Euro.