In balkengroßen Lettern titelte die „Kronen Zeitung“ am Samstag „FPÖ am Ende!“ und forderte Straches Rücktritt. Zwei „Rotzlöffel“, die sich das Blatt „und dann gleich das ganze Land unter den Nagel reißen wollen: Die haben uns nicht zu vertreten!“ schäumte Chefredakteur Klaus Herrmann auf Seite 4.

Wundern muss der Ingrimm nicht: Dass Heinz-Christian Strache einer angeblichen russischen Oligarchin die Übernahme der Zeitung nahelegt und darüber zu fantasieren beginnt, missliebige Journalisten zu entlassen und FPÖ-freundliche Schreiber zu pushen, steht in krassestem Gegensatz zum Selbstverständnis des Boulevardblatts. Immerhin führt die „Krone“ den Zusatz „unabhängig“ sogar in ihrem Logo.

Ein russischer Oligarch als „Krone“ Eigentümer? Vor diesem Hintergrund undenkbar. Umso mehr, als sich die Familie Dichand seit Jahrzehnten mit aller Kraft gegen Einflussnahme von außen zur Wehr setzt. Das Dilemma begann in den Achtziger Jahren des letzten Jahrhunderts: Damals zerstritt sich „Krone“-Gründer Hans Dichand mit seinem langjährigen Kompagnon Kurt Falk. Der stieg aus dem Dach-Unternehmen Mediaprint aus und verkaufte seine Anteile an die deutsche WAZ-Mediengruppe.

Als Dichand 2001 seinen Sohn Christoph als Chefredakteur installierte, eskalierte das Ringen um die Vorherrschaft im Verlag zum erbitterten Streit - Klagsfluten und Kündigungen inklusive. 2011 wurde die WAZ-Gruppe umgebaut und die Eigentümerverhältnisse neu geordnet, unter dem neuen Namen Funke-Gruppe hielt man weiterhin 50 Prozent an der "Kronen Zeitung" und 49,4 Prozent am "Kurier".

2014 kündigte Funke dann der Familie Dichand die 1987 ausverhandelten Sonderrechte wie eine jährliche Garantieausschüttung sowie die verlegerische Führung. Die Dichands klagten – mit Erfolg. Die Pattsituation um die strategische Ausrichtung und Führung der Tageszeitung hielt an – bis Ende 2018 überraschend der österreichische Investor Rene Benko mit seiner Signa Holding bei „Krone“ und „Kurier“ einstieg. Er hält nun über eine 49-prozentige Beteiligung an der „WAZ Ausland Holding GmbH“ durchgerechnet 24,22 Prozent am "Kurier" und 24,5 Prozent an der "Krone". Über den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart. Benko verkündete damals, er wolle "einer der führenden Multichannel-Anbieter in Europa werden".

Dass Heinz-Christian Strache in dem Ibiza-Video auch Benko als heimlichen FPÖ-Unterstützer nennt, muss in der „Krone“ jedenfalls alle Alarmglocken zum Schrillen gebracht haben - auch wenn dem Blatt seit Jörg Haiders Zeiten immer wieder Nähe zur FPÖ nachgesagt wurde und die Partei vom Kampagnenjournalismus der „Krone“ oftmals profitiert hat.