Er sei ein „Verhinderer“, ein „Gatekeeper“ gewesen. Wenn HannesSteiner über seine bisherige verlegerische Arbeit spricht, ist deutlich sein Wunsch nach Abgrenzung herauszuhören. Der Gründer des erfolgreichen Ecowin-Verlags habe jährlich gerade einmal 15 Bücher veröffentlichen können, mehr ließ die verlegerische Verantwortung nicht zu. Ein Bruchteil dessen, was er an Manuskripten erhielt, das wenigste konnte publiziert werden. „Das hat wehgetan“, erinnert sich Steiner.

2017 verließ er den an Red Bull verkauften Verlag und gründete gemeinsam mit Puls- 4-Mitbegründer MartinBlank ein Verlagsprojekt, das ohne Nadelöhr auskommen will: story.one nennt sich das Portal, das Plattform für alle Schreibenden sein möchte und die klassischen Grenzen zwischen Produzenten und Rezipienten aufhebt.

Es gebe „eine Riesensehnsucht von Menschen, publizieren zu wollen“. Woran es fehle, sind entsprechende Gefäße, erläutert Steiner die Idee hinter der seit einigen Monaten bestehenden Plattform. Mehr als 1000 Geschichten sind seit November auf story.one erschienen, Hunderte Nutzer schreiben regelmäßig.

Auf story.one können nur selbst erlebte oder erfahrene Geschichten gepostet werden, keine Gedichte oder Sachartikel. Maximal 2500 Zeichen (etwa die Länge dieses Artikels) darf ein Text lang sein, inhaltlich lediglich begrenzt durch den Anstand: Keinen Platz hätten „Hasspostings, Rassismus und explizite Beschreibungen von Suizid“ führt Steiner an.

Das Buch stirbt nicht

Sind zehn Geschichten verfasst, kann der Autor sein eigenes Buch um knapp 17 Euro drucken lassen - ISBN-Nummer inklusive. „Instant Publishing“ (IP) nennt sich das Prinzip des Eigenverlags, bei dem es keine Mindeststückzahl gibt. Neu ist das freilich nur bedingt: Eigenverlage mit IP sind seit etlichen Jahren Teil des Verlagsportfolios. Innovativ sind die Form und der kurze Weg vom Geschriebenen zum eigenen Buch. Was Youtube für den Videobereich darstellt, soll auch im Bereich der Erzählungen möglich werden.

Am Bestand des haptisch erfassbaren Buches zweifelt Steiner nicht und stützt seine Meinung auf die jüngste Deloitte-Studie zum Medienverhalten: Im Vergleich zu 2016 stieg die Anzahl der Buchleser, insbesondere bei den Jüngeren, deutlich an. Die Latte haben sich die Gründer hochgelegt: In den nächsten drei bis vier Jahren sollen im In- und Ausland 100.000 Autoren auf dem story.one-Portal schreiben.

Infos: www.story.one/de