Sie war der Abräumer bei den Emmy Awards: Mit acht Auszeichnungen hat die Serie "The Marvelous Mrs. Maisel" der Preisgala ihren Stempel aufgedrückt. Verständlich, schuf "Gilmore Girls"-Erfinderin Amy Sherman-Palladino doch eine liebenswerte, schlagfertige und äußerst aufmüpfige Heldin, der von Rachel Brosnahan Leben eingehaucht wird. Ab Mittwoch (5.12.) gibt es endlich Nachschub für die Fans.

Dann starten bei Amazon Prime Video zehn neue Episoden im englischsprachigen Original, die deutsche Synchronisation folgt kommendes Frühjahr. Aber es ist ohnehin sehr empfehlenswert, sich dem Redeschwall von Miriam "Midge" Maisel (Brosnahan) in all seiner unverfälschten Pracht hinzugeben. In den 50er-Jahren wird der Hausfrau von ihrem Ehemann Joel (Michael Zegen) völlig unerwartet erklärt, dass er eine Affäre hat und sie verlassen will. Seine fehlgeschlagenen Versuche im Comedy-Business tragen auch nicht gerade zu seiner Laune bei - noch dazu, da Midge wie für die Bühne geschaffen scheint.

Erfuhr man in der ersten Staffel, wie sie ihren Ambitionen in diversen Nachtclubs nachgeht, Erfolge wie Rückschläge einstecken muss und sich als alleinerziehende, aber von einer wohlhabenden Familie unterstützte Frau durchs Leben schlägt, gibt es in den neuen Folgen "mehr Geschichten", erklärte Schauspieler Tony Shalhoub bei einem Pressetermin in London. Er spielt Miriams Vater Abe, skeptischer Mathematiker und charmanter Brummbär. "Es geht jetzt auch stärker um die Familie von Joel, um die Beziehungen, die es da zu entdecken gibt. Und auch zwischen Rose und Abe wird es komplizierter. All die Dinge, die Midge bisher passiert sind, haben schön langsam Aufwirkungen auf die Menschen in ihrem Umfeld."

Dieses Mal geht es auch nach Paris

Rose, das ist Miriams Mutter, dargestellt von Marin Hinkle. Sie geriet ins Schwärmen, als die Dreharbeiten zur Sprache kamen. "Es war so schön für uns, da die Regisseure nicht nur an Nahaufnahmen in kleinen Räumen interessiert waren. Sie träumten groß! Ihre Vorstellungen könnte man mit einem Jahrmarkt vergleichen, wobei sie uns in verschiedenste Fahrgeschäfte setzten. Alles war grell und bunt. Dadurch erhielt es diese Qualität, weil sie ihre Fantasie von der Leine ließen."

Serienmacher: Daniel Palladino und Amy Sherman-Palladino
Serienmacher: Daniel Palladino und Amy Sherman-Palladino © APA/AFP/ANGELA WEISS (ANGELA WEISS)

Dabei ist "Mrs. Maisel" schon bisher durch die detailreiche Ausgestaltung aufgefallen, nun geht es aber eben nicht nur in New York rund. "Wir haben in Paris gedreht, einige Episoden spielen auch in Upstate New York in den Bergen", erzählte Zegen. "Diese Größe war toll - wahrscheinlich, weil diesmal mehr Geld vorhanden war", lachte der 39-Jährige. "Nein, ernsthaft: Es wurden Straßen für uns gesperrt. Und wenn man in New York Straßen sperrt, dann heißt das was." Kollege Shalhoub pflichtete ihm bei: "Das ist etwas, was normalerweise nur für Filme gemacht wird."

Die richtige Balance aus Fantasie und Realität

"Unsere Welt ist größer geworden", nickte Brosnahan. "Es werden all die verschiedenen Schauplätze aus der ersten Staffel zusammengeführt. Etwa im Fall von Midge: Sie hat gewissermaßen drei Orte, die für sie prägend sind. Einerseits das Zuhause bei ihren Eltern, dann ihre Arbeit und schließlich ihr Dasein als Komikerin. Nun kollidieren diese Welten miteinander - einige werden größer, andere prallen zurück. Um dieses Wechselspiel geht es." Dargeboten wird das in oft sehr langen Szenen, typisch für Sherman-Palladino gespickt mit Wortwitz und etlichen wie beiläufig einstreuten Details, die zum wiederholten Genuss einladen.

Abräumer bei den Emmys
Abräumer bei den Emmys © APA/AFP/FREDERIC J. BROWN (FREDERIC J. BROWN)

Dass die Welt der "Marvelous Mrs. Maisel" oft wie aus einem Märchen wirkt, müssen auch die Schauspieler zugeben. "Aber es ist eine Balance zwischen Fantasie und Realität", betonte Brosnahan. "Obwohl alles so groß wirkt, teils überhöht wird, stehen die Figuren im Zentrum. Und sie fühlen sich echt an, was wirklich wichtig ist." Ab sofort darf man sie bei ihrer Gratwanderung zwischen persönlichen Befindlichkeiten und dem Leben im Comedy-Rampenlicht wieder begleiten.