Es ist ein eher ungewöhnlicher Materialmix, den Ulrike Königshofer für die Fotografie „Nocturnal Light at Full Moon“ gewählt hat: Mondlicht auf Fotopapier. Blutrot wabert es über das Bild und franst in die tiefschwarze Nacht aus. In unmittelbarer Nähe geht gerade die Sonne auf: Ein feiner Strich wölbt sich auf weißem Grund – der Lauf der Sonne innerhalb eines Tages. Das Bruchstückhafte der Linie, die weißen Flecken, sie sind den Wolken geschuldet. Seit einem halben Jahr nimmt sie für „Graphs“ jeden Tag ein Bild der Sonne auf und schafft dabei das Unmögliche: die Spuren der Zeit abzubilden, sie im Hier und Jetzt festzuhalten. Eine Ode an die Vergänglichkeit, der sie mit ihrer Kunst ein Schnippchen schlägt.

Steinalt: eine andere Form der Vergänglichkeit
Steinalt: eine andere Form der Vergänglichkeit © Art Steiermark

So gesehen, schafft die in Wien lebende Steirerin das Kunststück, die Zeit im Raum abzubilden: Drei Kunstwerke hat sie für die Ausstellung der „Art Steiermark“ ins Steiermarkhaus in Brüssel mitgebracht. Dem opulenten, holzvertäfelten Raum mit Kamin setzt sie die Sachlichkeit ihrer Kunst entgegen. „Für mich ist die künstlerische Arbeit, über Dinge nachzudenken“, erklärt Königshofer, die ursprünglich von der Malerei kommt. Die Vergänglichkeit ist ein wiederkehrendes Thema ihrer Arbeiten. Für „And for a Moment the Stone Holds Still“ hat sie Steine aus der Themse reproduziert und in London verteilt.

Die 41-jährige Künstlerin richtet so den Blick der Betrachter bewusst auf die Auseinandersetzung mit der Vergänglichkeit, oder wann mag ein Stein wohl sein natürliches Ende finden? Und wie hält man es selbst mit der eigenen Vergänglichkeit? „Wie macht man sich als Mensch ein Bild von der Welt?“, fragt sich die Künstlerin, die immer auch den wissenschaftlichen Blick auf die Dinge mitreflektiert. Als „Morsezeichen“ bezeichnete Europa-Landesrat Werner Amon, der die Ausstellung eröffnete, Königshofers Abbildungen der Sonne. Eine eindringliche Botschaft, die uns daran erinnert, wie flüchtig das Leben doch sein kann.