Silikon und pigmentiertes Acrylglas sind die Materialien, aus denen der ukrainische Künstler Aljoscha seine raumgreifenden Installationen formt. Man könnte sie als Warnzeichen vor der heutigen Biomedizin und Gentechnik verstehen, die der Schöpfung bereits gehörig ins Handwerk pfuschen. Im Klagenfurter Künstlerhaus wuchert einer dieser künstlichen Organismen filigran durch den Großen Saal und korrespondiert dabei mit realen Lebewesen, die Romana Egartner in einer Serie von Acrylgemälden festgehalten hat. Gemeinsam mit sinnlich-abstrakten Blütenstudien von Lokalmatadorin Inge Vavra veranschaulichen die bunten Flechten der 33-jährigen Rosentalerin, was sich Kuratorin Nora Leitgeb unter dem Titel der aktuellen Kunstvereinsschau vorgestellt haben mag: „Das neue Leben“.
Leitgeb wählte die Jugendstilarchitektur des Künstlerhauses als Ausgangspunkt, um Akzente gegen die heutige Informations- und Kommunikationstechnologie zu setzen. So wie sich einst der Jugendstil mit seinen dekorativen, von der Natur abgeleiteten Formen gegen die nüchterne Massenproduktion des frühen Industriezeitalters zu behaupten versuchte, gehe es nun darum, „wieder verstärkt die Sinne anzuregen, die Natur und natürliche Materialien in die Kunst zurückzubringen“. Dies gelingt in der Ausstellung am eindrücklichsten der Feldkirchnerin Katharina Steiner, die eine ganze Blumenwiese „kopf.über“ (so der Titel) in den Raum hängte. Darin lassen sich Vogelfedern ebenso entdecken wie getrocknete Schneerosen, Königskerzen oder wilde Hortensien – eine wahre Schatzkiste für Hobbybotaniker.

Achtsamkeit gegenüber der Natur ist auch Thema eines Videos von Sandra Man und Moritz Majce, produziert in den unendlichen, fast menschenleeren Weiten der Hohen Tauern. Einen heiter-besinnlichen Akzent setzte der Iraner Vooria Aria, indem er Teppiche von verstorbenen Verwandten körperhaft skulptural in Szene setzte und über die Glaubenswelt und Ästhetik seiner kurdischen Heimat eine Brücke zum eigenen Migrantendasein schlug.
Inmitten einer größeren Tradition steht auch das Werk der Villacherin Astrid Pazelt, die in der Kleinen Galerie geometrische Acrylmalereien mit vielfältigen Bezügen zum mittelalterlichen Totentanz oder frühchristlichen Mosaik aus Teurnia vor Augen führt.
Ergänzt wird die Kunstvereinsschau durch eine informative Broschüre, welche die unterschiedlichen künstlerischen Positionen auch einem breiten Publikum zugänglich macht.


„Das neue Leben“. Künstlerhaus Klagenfurt, Goethepark 1; bis 27. 4. www.kunstvereinkaernten.at