Es ist vermutlich das unausgesprochene Motto einer grafischen Sammlung: Auf Papier ist halt doch Verlass. Während bei seiner Antrittspressekonferenz am Mittwoch auf der digitalen Präsentation mehrere künftige Ausstellungen fehlten, rollte Neo-Museumsdirektor Ralph Gleis einfach flink den Papierfolder aus. Was man hat, das hat man eben und auch das ist wohl ein Motto des 51-jährigen deutschen Kunsthistorikers – sich vermehrt aus der eigenen Sammlung zu bedienen und daraus Ausstellungen zu extrahieren. Mit „True Colors“ (ab 21. Jänner), wie die Farbe in die Fotografie kam, bedient man sich nicht nur aus dem eigenen Bestand, sondern auch bei den neuesten hauseigenen Forschungsergebnissen.
Gleis versteht sich als „ Museumsmanager und Ausstellungskurator, der gekommen ist, um zu gestalten.“ Die Ausstellungen mögen zwar die sichtbarste Visitenkarte nach außen sein, für ihn sind sie aber nur ein Punkt auf dem neuen Weg, den er für das Haus einschlagen will, nachdem 25 Jahre lang Klaus Albrecht Schröder die Richtung vorgegeben hat: Gleis sieht die Albertina als integratives Haus, dessen digitale Strategie, die Sammlungsbefragung, aber auch die Forschung ebenso wichtig sind. „Das sind Fragen, die unser Publikum mehr und mehr interessieren“. Eine „Albertina für alle“, soll es also werden.
Interview
In Sachen Ausstellungen springt man auf den Zug auf, der ohnehin seit längerem international rollt: Künstlerinnen sichtbar zu machen. Gleich sechs Einzelschauen sind für dieses Jahr geplant, darunter Francesca Woodman (ab 4. April) und Jitka Hanzlová (ab 11. Juli). Werke von Brigitte Kowanz (18. Juli) und Lisette Model (ab 31. Oktober) sind ebenso zu sehen, wie die Kunst von Leiko Ikemura (ab 21. November). Ein besonderes Highlight dürfte die Soloschau der britischen Malerin Jenny Saville sein, die ab 21. März zu sehen ist.
Mit Damien Hirst (ab 7. Mai) geht man in Richtung Blockbusterschauen, wobei man hier auf sein bisher wenig bekanntes zeichnerisches Œuvre setzt. „Ausstellungen sollen Spaß machen“, so ein weiteres Motto von Gleis. Das dürfte mit der Schau des Comic-Künstlers KAWS (10. Oktober) in der Albertina modern wohl gelingen – auch als Anziehungspunkt für ein jüngeres Publikum. Klassisch wird es ab 7. März mit „Leonardo - Dürer“, die Schau widmet sich ihren Zeichnungen auf farbigem Grund. Weiter ausgebaut sollen auch internationale Kooperationen werden, nach Helsinki und Oslo kommt die Ausstellung „Gothic Modern“ (19. September) auch nach Wien. Hier wird den Inspirationsquellen Mittelalter und Renaissance unter anderem bei Munch und Beckmann bis Kollwitz nachgespürt. Die hohe Schlagzahl an Ausstellungen der letzten Jahre behält Ralph Gleis vorerst bei, eine klare Absage erteilt er etwaigen internationalen Expansionsplänen: „Ich sehe momentan keine Notwendigkeit, weitere Dependancen in anderen Ländern zu eröffnen.“ Die kommenden Ausstellungen im Überblick unter www.albertina.at