Die antike Temperamentenlehre unterscheidet zwischen dem (heiteren) Sanguiniker, dem (traurigen) Melancholiker, dem (reizbaren) Choleriker und dem (schwerfälligen) Phlegmatiker. Die Neue Hofkapelle Graz nutzt dieses Persönlichkeitsmodell zur Kategorisierung von Menschen als Leitmotiv ihrer Abo-Saison 2023/24, „weil Musik eine Widerspiegelung von Menschen ist und sie durch Temperament zum Klang wird“, wie Geigerin Lucia Froihofer im Programmheft schreibt.

Die Konzertmeisterin, die das Ensemble seit 2021 in einem vierköpfigen Team leitet, hat für den Zyklus wieder ausgeklügelte Projekte erstellt: Da kann man etwa dem Chalumeau begegnen, dem „heulenden“ Bruder der Klarinette. Da sucht man das Glück mit weiblichen Popstars der Barockmusik wie Barbara Strozzi. Da wird Vivaldis Haarfarbe zur Inspiration für die multidisziplinäre Zeichensprache „Soundpainting“. Und gleich beim Eröffnungskonzert (1. Oktober, 17 Uhr, Minoritensaal) fragt man mit vier Bach-Söhnen, die in übergroße Fußstapfen traten: „Ganz der Papa?“.

Das ist aber nicht der Auftakt, denn bereits tags zuvor, am 30. September, bittet die Hofkapelle in Graz zu drei eineinhalbstündigen Wanderkonzerten (11, 15 und 17 Uhr, ab Lendplatz-Markt). Welche Rolle dabei Synapsen, QR-Codes und 3-D-Visualisierungen spielen, wird nicht verraten, aber eines schon: Es wird temperamentvoll.

Details, Karten: hofkapelle.at