27 STOREYS – ALTERLAA FOREVER
Bewertung: ****

24 Hektar, 27 Stockwerke, 94 Meter hohe Häuser, rund 10.000 Menschen: Der Wohnpark Alterlaa ist nicht nur ein ikonenhafter Bau in Wien, sondern auch ein Prestigeprojekt des sozialen Wohnbaus. Die heute in Berlin lebende Regisseurin Bianca Gleissinger wuchs dort auf. Für die Doku "27 Storeys – Alterlaa Forever" ist sie für den gewitzten Realitätscheck zurückgekehrt, um das Versprechen Harry Glücks zu überprüfen. Seine Vision: "Größtmögliches Glück für die größtmögliche Zahl." Zwischen Freddy-Quinn-Museum, Dach-Pools und Bridge-Klub analysiert sie mit Humor, Selbstironie, Mut zur Lücke, fantastischen Kamerafahrten und Tableaus die Utopie von einst. Goscherte neue Stimme im Austro-Kino. (js)

DIE NACHBARN VON OBEN
Bewertung: ****

Aus Leidenschaft wurde leidenschaftliche Genervtheit: Anna (Ursina Lardi) und Thomas (Roeland Wiesnekker) sind seit Ewigkeiten ein Paar und das Knistern ist vorbei. Im Gegensatz zu Lisa (Sarah Spale) und Salvi (Max Simonischek), die viel und oft orgiastischen Sex haben, sodass die Bilder an den Wänden ihrer Nachbarn wackeln. Als Anna die zwei zum Aperitif einlädt, ist Thomas wütend. Hier fängt die Kammerspiel-Komödie der Schweizerin Sabine Boss an. Sie arbeitet sich bittersüß bis bissig an Vorstellungen, Normen und Zwist in Beziehungen ab. Die Fassaden bröckeln; dann kommt noch das Angebot zum Partnertausch. Das hochkarätige Schauspielensemble sorgt dafür, dass keine Peinlichkeit aufkommt. (js)

SPIDER-MAN AND THE SPIDER-VERSE
Bewertung: ****

Ein Spider-Man kommt selten allein. Das musste Miles Morales, der erste afroamerikanische Träger des Spinnenanzugs, feststellen, als ihm 2018 Besuch aus Paralleluniversen abgestattet wurde. Die visuell überwältigende Fortsetzung zum oscarprämierten Animationsfilm "Spider-Man: A New Universe" hebt die Anzahl potenzieller Spinnenmänner und -frauen nun ins schier Unermessliche. (pog) Eine ausführliche Kritik lesen Sie hier.

THE BOOGEYMAN
Bewertung: ***

Was, wenn der böse Mann im Schrank existieren würde? Als Inspiration für Rob Savages Horrorfilm dient Stephen Kings Kurzgeschichte aus den 1970ern. Lester Billings ist nur mehr eine Mini-Rolle für den großartigen David Dastmalchian. Der erzählt seinem Therapeuten, dass ein Monster seine drei Kinder ermordete. Der Boogeyman macht bald Jagd auf Wills Töchter (Vivien Lyra Blair, Sophie Thatcher). Das klassische Horror-Katz-und-Maus-Spiel ist weder originell noch furchteinflößend. Die Jungdarstellerinnen sind große Klasse. (sg)

DAS RÄTSEL
Bewertung: **

Neun Übersetzer und Übersetzerinnen (u.a. Olga Kurylenko und Sidse Babett Knudsen) werden in einem Hochsicherheitsbunker eingesperrt. Dort sollen sie für den geldgierigen Pariser Verleger Angstrom das Bestseller-Finale der Daedalus-Trilogie übersetzen, dessen Autor ein Phantom ist. So raffiniert wie der Kammerspiel-Thriller gern wäre, ist der  Film von Régis Roinsard aber nicht. Anders als zuletzt etwa Rian Johnsons "Glass Onion" ist der französische Mystery-Thriller überkonstruiert und voller Klischee-Charaktere. Mit Müh und Not hält er mit ein paar Wendungen die Spannung aufrecht. Die eigentlichen Konflikte hinter der Rätsel-Geschichte bleiben bis zum Schluss skizzenhaft. (maw)



FALCON LAKE
Bewertung: ***

Zärtliche Berührungen vor düster-dramatischer Naturkulisse: Am titelgebenden Falcon Lake in Kanada kommen sich die Kinder eines befreundeten Paares näher – der 13-jährige Bastien und die 16-jährige Chloé. Atmosphärisches dichtes Debüt von Charlotte Le Bon, das auf der Graphic Novel "Une sœur" von Bastien Vivès basiert. (js)