Ihren Humor hat Diane Keaton auch in der Corona-Pandemie nicht verloren. Als sie vor Kurzem einige Männer im Publikum der "Ellen DeGeneres Show" sah, warf sie - scheinbar aufgeregt - Luftküsse. "Wisst ihr, ich habe mich alleine im Haus verschanzt. Ich könnte einen oder zwei Männer gebrauchen!", rief sie in bester Manier einer Frau, die die Bühne liebt und sie auch nach Jahrzehnten im Geschäft mit Leichtigkeit dominiert. Am 5. Jänner wird Keaton 75 Jahre alt.

Keatons Karriere begann in den Siebzigern, als Woody Allen die damals noch recht Unbekannte in mehrerren Filmen besetzte ("Der Schläfer", "Die letzte Nacht des Boris Gruschenko"). Außerem war Keaton auch in "Der Pate" zu sehen gewesen. Zum Star wurde sie durch die Hauptrolle der Annie Hall im Film "Der Stadtneurotiker" von Woody Allen. "Offensichtlich verdanke ich Annie Hall alles", sagte Keaton jüngst der Zeitschrift "Instyle". "Das war der Anfang." Der Film - der im Original "Annie Hall" heißt - und einige weitere Zusammenarbeiten verbinden ihre Karriere untrennbar mit Regisseur Allen, mit dem Keaton auch eine Zeit lang ein legendäres Paar bildete. "Ohne Woody Allen wäre das alles nicht passiert", sagte Keaton einmal dem britischen "Telegraph".

Die Schauspielerin steht dazu, auch nachdem immer wieder hochkochende Missbrauchsvorwürfe seiner Adoptivtochter Allen in Hollywood zur weithin gemiedenen Randfigur haben lassen werden. "Woody Allen ist mein Freund und ich glaube ihm weiterhin", stellte Keaton via Kurznachrichtendienst Twitter klar. Allen selbst hatte die Vorwürfe immer wieder bestritten.

Für ihre Rolle als Annie Hall bekam die Keaton den Oscar. "Eine sehr merkwürdige Erfahrung", kommentierte sie einmal. "Der Schock meines Lebens." Mehr als 30 Jahre und rund 50 Filme später gehört Keaton immer noch zu den beliebtesten und gefragtesten Schauspielerinnen Hollywoods. Demnächst soll sie beispielsweise an der Seite von Richard Gere für einen Liebesfilm vor der Kamera stehen.

Dem Stil der Annie Hall, der sie so berühmt machte, blieb sie treu. Dem der neurotischen New Yorkerin mit schlabberigen Männerhosen, Westen, Krawatten und Hüten - dabei ist sie bis heute stets nahbar. Geboren wurde die Tochter eines Ingenieurs und einer Hausfrau 1946 in Los Angeles, sie wuchs mit drei Geschwistern im kalifornischen Santa Ana auf. Ihre Lebensgeschichte hat Keaton inzwischen in mehreren Autobiografien verarbeitet, darunter auch ein Buch, in dem sie die Beziehung zu ihrem psychisch kranken Bruder beschreibt.

Nach der Ausbildung zur Schauspielerin am Neighborhood Playhouse in New York gab Keaton schon mit 22 Jahren ihr Broadway-Debüt im Musical "Hair", auch wenn das Theater nie wirklich für sie gemacht schien: "Ich bin keine echte Schauspielerin. Die Wahrheit ist, ich möchte das nicht jede Nacht wieder machen. Was ich an Filmen mag, ist dass man es immer wieder versuchen kann. Ich mag Fragmente."

Nach Annie Hall könnte Keaton sich vor Rollen kaum retten - und fast immer sind sie mit Männern verknüpft. Nach Allen gab es eine Phase der Zusammenarbeit mit Warren Betty in Filmen wie "Reds".

Im Alter von 50 adoptierte Keaton erst eine Tochter und dann einen Sohn. Das habe mit dem Tod ihres Vaters und dem Ende einer Beziehung zu tun gehabt, erzählte sie einst. Die Mutterschaft habe ihrem Leben Sinn gegeben. Die Suche nach einer neuen Beziehung betreibt Keaton trotz ihrer Flirts mit dem Publikum in der "Ellen DeGeneres Show" dagegen nicht aktiv.