Die französische Schauspielerin Adèle Haenel zeigt den Filmregisseur Christophe Ruggia wegen sexueller Übergriffe an. Ihre Anwälte teilten am Dienstag in Paris mit, sie übernehme damit "Verantwortung" als öffentliche Figur. Die 30-Jährige wirft dem Regisseur vor, sie ab dem Alter von zwölf Jahren beim Dreh zu ihrem ersten Film bedrängt zu haben. Ruggia bestreitet die Angaben.

Die Schauspielerin wirft dem Filmemacher "unsittliche Berührungen" und "Belästigung" vor. Sie führt unter anderem Küsse in den Nacken und andere Berührungen an, während sie mit Ruggia ihren ersten Film "Les Diables" (deutscher Titel: "Kleine Teufel") drehte, der 2002 in die Kinos kam.

Zunächst wollte Haenel auf eine Anzeige verzichten. Frankreichs Justizministerin Nicole Belloubet rief die Darstellerin aber auf, den Fall nicht nur über die Medien auszutragen. Die Justiz hat unabhängig von der Anzeige vorläufige Ermittlungen eröffnet, Haenel wurde am Dienstag dazu erstmals angehört.

Haenel ist zweifache Trägerin des Filmpreises Cesar und die bisher bekannteste Schauspielerin Frankreichs, die öffentlich über Missbrauch spricht. In dem Land ist die MeToo-Bewegung umstritten: Bekannte Künstlerinnen wie Catherine Deneuve hatten im vergangenen Jahr eine "mediale Lynchjustiz" gegen Männer beklagt.