Mit Gigantischem habe ich wenig Probleme“, lacht Gerhard Fresacher, wenn er vom letzten Großprojekt in einer leeren Fabrikshalle in der Ukraine erzählt. „Ordentlich Kunst durch diese Riesenhalle blasen“, wollte der Bühnenbildner, Regisseur und Maler, der auf Einladung seiner Kärntner Jugendfreunde Nils und Tobias Grolitsch in deren Werk in Schytomyr nahe Kiew vergangenen November die begehbare Kunstinstallation „No disco behind“ organisierte. In der 12.000 Quadratmeter großen Halle einer Fabrik, die Bügelbretter produziert, entstand mit theatralen Mitteln, Malerei und Musik eine Art Paraphrase auf Anton Tschechows „Drei Schwestern“, bei der Künstler aus halb Europa involviert waren. Mit dabei unter anderem die Kärntner Wolfgang Walkensteiner, Johanes Zechner, Niko Sturm, Richie Klammer und Oliver Welter, kuratiert wurde das Event von Roman Grabner (Bruseum Graz). Vier Bands („Die Militärmusik der Ukraine hat ABBA-Hits gespielt!“), 1500 Besucher („Die Leute sind mit Bussen auch aus Kiew gekommen“) und rund 100 internationale Künstler machten bei diesem zur Jamsession geadelten „bunten Abend“ mit. Vielleicht findet der ja demnächst eine Fortsetzung in Wien oder 2020 in Kiew – sofern entsprechende Sponsoren und passende Aufführungsorte gefunden werden.

Arbeit von Kerstin Bennier
Arbeit von Kerstin Bennier © (c) paris tsitsos

„Inversives Theater“ nennt Universalkünstler Fresacher das Veranstaltungsformat, das keine Barrieren zwischen Veranstalter und Zuseher aufbaut. Dabei sind spannende Locations sein Erfolgsrezept. Kein Wunder, war doch Paulus Manker einst Fresachers Lehrer an der Wiener Akademie, der gerade sein später so erfolgreiches Polydrama „Alma“ entwickelte, das abseits herkömmlicher Theaterbühnen Furore machte. Ausgedacht und ausprobiert werden die Ideen des kreativen Netzwerkers Gerhard Fresacher seit zwei Jahren in einem ehemaligen Geschäftslokal in Klagenfurt: Der Raum 8 ist Atelier und Galerie, Probenraum und Veranstaltungsort, Büro und Vereinslokal in einem. Ein „niederschwelliger Zugang zu zeitgenössischer Kultur“ ist dem Künstler und seinem Verein „Dark City“ dabei wichtig. Der war auch im vergangenen Sommer gegeben, als mithilfe eines Sponsors („Riedergarten“) ehemalige Lehrwerkstätten in Krumpendorf als Wohn- und Arbeitsstätten für Kreative zur Verfügung gestellt wurden. Mittlerweile sind die allerdings abgerissen und neue, spannende Veranstaltungsorte werden von Fresacher gesucht.

„Ihren Platz gefunden“ in Krumpendorf hatte auch die in Wien lebende Salzburgerin Kerstin Bennier, der mit ihren Textilarbeiten und bildartigen Wandskulpturen die nächste Ausstellung in Klagenfurt gewidmet ist. Bis Ende Februar sind die Arbeiten der Künstlerin zu sehen, die einst Bühnenbildner Gerhard Fresacher bei der Stadttheater-Produktion „Dorf an der Grenze“ (2001) assistiert hatte. Und im Keller des Raums 8 wird ab nächster Woche Michael Kuglitsch mit dem Künstlerkollektiv „Streunende Wölfe“ Franz Kafkas Monolog „Der Bau“ aufführen.