Bei „Dudes“ geht es um die Macht der alten, weißen Männer. Zwei Exemplare stehen zwei Mädchen gegenüber. Wie kam es zu der Konstellation?
RUPERT LEHOFER: Ein Thema, das weltweit immer wichtiger geworden ist, aber auch bei uns im Theater greifbar war. Wir hatten viel mehr Frauen als Männer im Ensemble, aber in der Leitung waren Männer. Den Wunsch, systemische Ungerechtigkeit auf die Bühne zu bringen, gab es schon sehr lange.
Und dann haben Sie aber Leute ins Ensemble geholt dafür.
LEHOFER: Ja, wir haben Regisseurin Sahar Rahimi geholt, und von ihr kam dann die sehr kluge Anmerkung, dass es uninteressant ist, dass alte Hawara ein Stück über alte Hawara machen. Sie hatte die Idee, zwei Mädchen zu suchen, und wir haben Emiia und Florentina gefunden.
Habt ihr gewusst, was euch bei so einer Theatersache erwartet?
EMILIA THELEN: Ja, wir wussten, was das Thema sein sollte, dass es um Generationen gehen soll und die Machtverteilung.
FLORENTINA PIFFL: Ich habe schon mal in der Oper mitgespielt und wir haben gemeinsam im Schultheater gespielt.
War euch das davor bewusst, dass viel über „alte, weiße Männer“ diskutiert wird?
THELEN: Ja, das ist bei uns in der Familie schon öfter einmal diskutiert worden. Da geht es halt um unterschiedliche Ansichten, über Politik und über den Klimawandel. Da geht es sozusagen um Konflikte.
Wer sind „alte, weiße Männer“?
PIFFL: Das sind die, die das Sagen haben, die etwas bestimmen können.
Gibt es auch Frauen, die so sind?
THELEN: Ja, schon. Aber das kommt seltener vor. Darüber wird nicht so viel geredet. Aber neben dem Konflikt zwischen Jung und Alt gibt es ja auch den zwischen Männern und Frauen.
Kann man sich dagegen wehren, dass über einen bestimmt wird?
PIFFL: Eigentlich nicht, wenn mir wer Älterer sagt, dass ich etwas machen muss, dann traue ich mich nicht, nein zu sagen.
Ist das ein Gefühl, dass Ihr versucht, im Stück rüberzubringen?
THELEN: Ja, da denkt man nach, warum das so ist, dass jemand über dein Leben bestimmen kann. Da kann man das herauslassen.
Herr Lehofer, lässt man sich von Jüngeren gern etwas sagen?
LEHOFER: Da kommt der Moment, dass du sofort bewertest, ob etwas gescheit ist oder nicht. Es ist schwer, sich etwas sagen zu lassen und ich komme schwer darum herum, in einer Diskussion mit einer Frau oder einer Jüngeren sofort den Experten zu spielen.
Ist Rupert als Experte nervig?
PIFFL: Er hat halt auch viel Erfahrung und bei manchen Sachen hat er recht.
Und wie gibt man als „alter Mann“ Verantwortung ab?
LEHOFER: Das ist das, worum es im Stück geht. Das ist überhaupt nicht einfach, Verantwortung abzugeben. Meine ganze Existenz als weißer, katholischer, wohlhabender Mann schreit dagegen auf.
Der Klimawandel wird euch viel mehr treffen, es wird wenig dagegen gemacht. Wie geht es euch damit?
THELEN: Manche haben Mitleid mit uns. Aber es wäre besser, etwas dagegen zu machen.
Was haltet Ihr von den jungen Klimaaktivisten, die Straßen blockieren und Gemälde anschütten?
PIFFL: Ich weiß nicht, ob das wirklich etwas bringt.
THELEN: Ich verstehe die Leute komplett, aber ich denke, es gäbe effizientere Dinge. Und es schreckt Ältere vielleicht ab.
Wenn ihr Erwachsen seid, was möchtet Ihr anders machen?
THELEN: Vielleicht mehr auf Kinder hören und auf die Wünsche der anderen Generation. Wenn ich älter bin, gibt es wahrscheinlich wieder ähnliche Konflikte mit den Kindern. Und dass halt auch die neue Generation mit uns unzufrieden ist.
PIFFL: Weil wir das miterlebt haben, verstehen wir es vielleicht besser.
"Dudes": Die alten, weißen Männer und die Mädchen
