
Eigentlich besitzt jeder Autor, jede Autorin, die ihre Geschöpfe zum literarischen Leben erwecken, eine ungeheuerliche Macht über ihre Figuren. Völlig verantwortungslos können sie ihre Gestalten grauenhaft leiden lassen, quälen oder gar, im schlimmsten Fall, vorzeitig ins Jenseits schicken. Was aber passiert, wenn einer dieser Protagonisten, der noch dazu Memento Mori heißt (also „Sei dir der Sterblichkeit bewusst“), erkennt, dass er mit einer Zeitmaschine kreuz und quer durch die Literaturlandschaft düsen kann?
Mehr noch: Er ist in der Lage, all den geplagten und gequälten Wesen beizustehen und vor ihrem Schicksal zu bewahren. So überredet er Romeo und Julia, aus dem Drama eine Komödie zu machen, er bewahrt Sherlock Holmes vor dem Tod und stürzt dessen teuflischen Gegner Moriarty allein in die Tiefe der Reichenbachfälle. Und er überbringt auf der Bühne Vladimir und Estragon eine erfreuliche Nachricht, die auch ihrer Warterei ein Ende beschert. Godot ist nicht tot, er steckt lediglich im Verkehrsstau und erscheint demnächst.